Besonders bei längeren Wanderungen ist es hilfreich, einige Ausrüstungsgegenstände sicher gegen Regen und Feuchtigkeit von Außen zu schützen. Wechselwäsche, Schlafsack und Daunenjacke sind keine Freunde von Pool-Partys. Am einfachsten geht das mit einem DryBag mit Rollverschluss. Wie Du ganz einfach so einen wasserdichten Packsack nähen kannst, zeige ich Dir in diesem Artikel.
Ich stelle Dir hier zwei Formen vor. Von einfach bis schwierig(er). Die erste Variante ist leicht rechteckig und wird nur aus einem einzigen Stück Stoff gefertigt. Etwas mehr Fingerspitzengefühl brauchst Du für das Nähen des zweiten Modells. Die gerundete Grundform wird durch das Aufnähen eines kreisförmigen Bodens erreicht.
Ein großer Vorteil des Selbermachens: Stoffreste können sinnvoll verwertet werden und der Packsack ist deutlich günstiger als die im Handel erhältlichen Versionen.
Wasserdichten Packsack nähen
Nötige Materialien zum Packsack nähen
Du benötigst die folgenden Stoffe und Materialien um Dir einen wasserdichten Drybag nähen zu können:
- wasserdichten Stoff – z.B. silikonbeschichtetes Ripstop Nylon
- 35 cm des 15mm breiten Gurtbandes
- 1mm dicke Plattenware
- 1 x 15 mm Blitzverschluss
- SilNet* zum Abdichten der Nähte
Nähzubehör:
- Nähmaschine inklusive Zubehör
- Schere oder Rollschneider* (dann ist auch eine Schneidermatte* sinnvoll)
- Nähgarn z.B. Rasant 75Nm
- Nähklammern* (sehr hilfreich)
Ich habe einen relativ dicken Silnylon Stoff gewählt, da ich diesen noch als Rest übrig hatte. Du kannst aber jeden beliebigen wasserdichten (oder auch atmungsaktiven) Stoff für deinen Packsack nutzen.
Wasserdichten Packsack nähen – Schnittmuster
Rechteckiger Packsack – Runder Packsack
Wasserdichten Packsack nähen – Anleitung
Wie auf den Schnittmustern zu erkennen, kommen beide Varianten ohne komplizierte Schnittteile aus. Der rechteckige Packsack kann in zwei Versionen genäht werden. Mit oder ohne Boden. Dafür musst Du dich aber erst am Ende entscheiden. Viel mehr Aufwand ist der praktische Boden jedoch nicht. Der schmale Streifen aus der Plattenware vereinfacht das Einrollen des Rollverschluss. Er lässt sich selbst mit einer einfachen Haushaltmaschine gut nähen.
Der runde Packsack hat im Gegensatz zum rechteckigen Modell nur eine einzige Seitennaht. Dafür aber einen separaten, kreisrunden Boden der an das Hauptteil angenäht werden muss. Das ist nicht ganz so trivial.
Anleitung – Rechteckigen Packsack nähen
Hast Du schon einmal einen Turnbeutel genäht, werden Dir einige der folgenden Arbeitsschritte bekannt vorkommen. Falls nicht anders angegeben, beträgt die Stichlänge 2.5
- Rechteckiges Schnittteil auf den Stoff mit den Maßen 25 x 85 cm aufzeichnen und zuschneiden.
- Schmalen Streifen mit den Maßen 1,5 x 23 cm aus der Plattenware ausschneiden (mit Cuttermesser am besten)
- Diesen Streifen 1,5 cm vom oberen Rand der kurzen Seite entfernt auflegen (siehe Schnittmuster)
- In Stoff doppelt einschlagen, feststecken und 1 cm vom oberen Rand entfernt mit einer Stichlänge von 3,0 per Gradstich absteppen.
- Auf der gegenüberliegenden Seite das gleiche ohne den Verstärkungsstreifen durchführen
- Den Stoff entlang der Mittellinie falten und Rechts auf Rechts () zusammenlegen
- Mit einer Nahtzugabe von 0,7 cm an beiden Seiten per Gradstich absteppen
- Nahtzugaben umlegen und auf dem Stoff feststeppen: Dieser Schritt ist optional, macht das Abdichten der Nähte später aber leichter. Er ist jedoch nicht ganz so einfach, da die Nahtzugabe immer schön stramm auseinander gezogen werden muss. Zusätzlich musst Du darauf achten, dass Du keine ungewollte Lage Stoff aus Versehen vernähst. Die Nahtzugabe Nähfüßchenbreit und mit einer Stichlänge von 3,0 festnähen.
- Die Einzelteile des Blitzverschlusses an die Enden des Gurtbandes nähen
- Das Gurtband anschließend an der Seite ohne Verstärkung mittig festnähen. Zuerst knappkantig an der oberen Gurtbandseite, danach knappkantig an der unteren Gurtband Seite entlang steppen.
Jetzt ist die erste Version des Packsack fertig. Er hat jetzt zwar noch keinen Boden, lässt sich aber trotzdem schon problemlos einsetzen. In den optionalen zusätzlichen Schritten, bekommt der Packsack nun einen rechteckigen Boden und versiegelte Nähte:
- Rechteckiger Boden: Packsack so auseinanderziehen, dass beide Nähte übereinander liegen und zu einer dreieckigen Spitze zusammen laufen. Dann, im rechten Winkel zu der Naht im Abstand von 6,7 cm zur Spitze eine Linie zeichnen. Entlang dieser Linie per Gradstich absteppen. Anschließend werden die Spitzen mit einer Nahtzugabe von 0,7 Zentimetern abgeschnitten. Umstülpen und der rechteckige Boden ist fertig.
- Nähte von Innen mit SilNet versiegeln. Dreh den Packsack wieder auf Links und bestreiche mit dem Pinselaufsatz der SilNet Tube die Nähte. Eine hinein geschobene Paketrolle erleichtert das Auftragen etwas. Sind alle Nähte bestrichen, muss das ganze 3-6 Stunden trocknen. Dann ist dein wasserdichter Packsack fertig und bereit für den Einsatz.
Der fertige Packsack wiegt 27 Gramm und hat mit den von mir gewählten Abmessungen ein Volumen von circa 5-6 Litern.
Anleitung – Runden Packsack nähen
Ein 8 Liter großer Packsack eignet sich als Drybag für den Schlafsack oder die Wechselwäsche. In beiden Fällen macht es also Sinn, die Nähte von Innen gegen Feuchtigkeit von Außen abzudichten. Du kannst natürlich auch andere Abmessungen als in meinem Schnittmuster nutzen. Dann macht es Sinn sich zuerst den Durchmesser des Bodens zu überlegen und dann dessen Umfang auszurechen
Der Umfang + 5 Zentimeter bestimmt am Ende die Länge einer der Rechteckseiten. Den Kreisumfang kannst Du mit folgender Formel berechnen:
Umfang Kreis = Durchmesser * π
wobei π ≈ 3,14159
Falls nicht anders angegeben, beträgt die Stichbreite 2.5
- Gemäß es Schnittmusters die Schnittteile auf den Stoff übertragen und ausschneiden. Ein Rollschneider* erleichtert das Ausschneiden der Kreisrundungen.
- Das Hauptteil mit dem kreisförmigen Boden verbinden. Dazu das Hauptteil unter den Boden legen. Der Kreis wird dann beim Nähen immer an die gerade Kante des Hauptteils angelegt. Am Anfang und Ende sollten auf beiden Seite etwa 1 cm Nahtzugabe übrig bleiben.
- Jetzt wird die Seitennaht des Packsacks per Gradstich geschlossen.
- Wie bei dem rechteckigen Packsack, macht es auch hier Sinn, die Nahtzugabe auf dem Stoff festzunähen. Besonders die Kreisnaht braucht viel Fingerspitzengefühl und Zeit. Lieber sehr langsam nähen, als aus Versehen eine doppelte Stofflage unter die Nadel zu bekommen. Ganz wichtig: Die Nahtzugabe immer schon weit auseinander zu ziehen!
- Schmalen Streifen mit den Maßen 1,5 x 23 cm aus der Plattenware ausschneiden (mit Cuttermesser am besten)
- Diesen Streifen 1,5 cm vom oberen Rand der kurzen Seite entfernt auflegen. Mittig zur Seitennaht.
- In Stoff doppelt einschlagen, feststecken und 1 cm vom oberen Rand entfernt mit einer Stichlänge von 3,0 per Gradstich absteppen.
- Auf der gegenüberliegenden Seite das gleiche ohne den Verstärkungsstreifen durchführen
- Die Einzelteile des Blitzverschlusses an die Enden des Gurtbandes nähen
- Das Gurtband anschließend an der Seite ohne Verstärkung mittig festnähen. Zuerst knappkantig an der oberen Gurtbandseite, danach knappkantig an der unteren Gurtband Seite entlang steppen.
- Nähte von Innen mit SilNet versiegeln. Dreh den Packsack wieder auf Links und bestreiche mit dem Pinselaufsatz der SilNet Tube die Nähte. Eine hinein geschobene Paketrolle erleichtert das Auftragen etwas. Sind alle Nähte bestrichen, muss das ganze 3-6 Stunden trocknen. Dann ist dein wasserdichter Packsack fertig und bereit für den Einsatz.
Fazit zum wasserdichten Packsack nähen
Abgesehen vom feststeppen der Nahtzugaben, stellt das Nähen eines wasserdichten Packsacks keine großen Schwierigkeiten dar. Wenn Du deinen Packsack in Kombination mit einem Rucksack Liner verwenden möchtest, kannst Du dir das Abdichten der Nähte auch sparen. In diesem Fall musst du die Nahtzugabe auch nicht feststeppen, was die Herstellung deutlich einfacher macht.
Nach dieser Anleitung kannst Du Packsäcke und Drybags mit beliebiger Größe herstellen.
Hast Du Dir auch schon mal am wasserdichten Packsack nähen versucht?
Nutzt Du überhaupt Packsäcke?
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Hey Alex,
super Anleitung, da werde ich mir wohl die überteuerten Packsäcke sparen können! ;-) Auf wie viel Euro summieren sich die Kosten, oder habe ich das überlesen?
Beste Grüße,
Thomas von trekkinglife
Hi Thomas,
Die Kosten hab ich glaub ich nicht angegeben. Kommt aber auch stark auf das Material an. Dünnes 20D Ripstop Nylon kostet bei ExTex um die 10€. 3 – 4 Packsäcke sollten damit locker drin sein. 40D Ripstop Nylon ist sogar noch etwas günstiger. Ein paar Euro kommen dann für die Verschlüsse, das Gurtband und den Nahtdichter noch drauf.
LG Alex
Hallo Alex,
werde mich jetzt, dank deiner Anleitung, daran wagen, einen wasserdichten Packsack für die nächste Radtour zu nähen. Eine Frage habe ich zur Anleitung: nähst du über die Verstärkung (Plattenware) einfach drüber? Hält das die Nadel aus?
Schöne Grüße
Hallo Anou,
Genau, ich Nähe einfach über die Plattenware drüber. Mit einer 100er Nadel lässt sich das wunderbar nähen.
Viel Erfolg bei deinem Packsack.
LG Alex
Hey!
Endlich hab ichs geschafft mir alles zu Bestellen und ne Nähmaschine zu organisieren!
Bis auf komplett ungerade Nähte hat alles super geklappt! Danke für die Anleitung.
Werde mit den größen etwas variieren und mich demnächst dann an ne Hängematte und an die Windjacke wagen =)
Hey Dave,
Super! Freut mich sehr zu hören.
Dann ganz viel Erfolg bei deinen kommenden Projekten.
Viele Grüße,
Alex
Hallo, habe mir das Material für den Drybag bestellt. Bei der Anleitung hätte ich was das feststeppen der Nahtzugabe betrifft noch eine Frage, auf den Bildern kann ich es leider nicht genau erkennen. Wird die Nahtzugabe praktisch auseinandergebügelt und einmal links und einmal rechts der Seitennaht an den Stoff festgesteppt? Dann hätte ich am Schluss ja drei Nähte, die Seitennaht und links und rechts davon die festgesteppte Nahtzugabe. Oder lege ich beide Lagen der Nahtzugabe zu einer Seite, also entweder nach rechts oder nach links und habe somit am Schluss 2 Nähte? Intuitiv hätte ich mich für Version 1 entschieden, nur habe ich dann ja 2 zusätzliche Nähte und Perforationen, was ja wegen Abdichtung ungünstig ist? Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt. Besten Dank
Johannes
Hi Johannes,
also die Nahtzugabe wird zusammen auf eine Seite gesteppt. Wie Du schon richtig sagst, hättest Du ansonsten eine Naht mehr und außerdem etwas mehr Arbeit :)
Viele Grüße und viel Erfolg beim Nähen weiterhin!
Alex