Wer es schon erlebt hat, wird es bestätigen können: Eine Alpenüberquerung zu Fuß ist vor allem beim ersten Mal ein unvergessliches Erlebnis. Aus eigener Kraft Europas bekanntestes Gebirge zu überschreiten macht nicht nur demütig, sondern auch eine Menge Freude. Tage- oder gar wochenlang einen Fuß vor den anderen zu setzen, mit dem Sonnenaufgang aufstehen und erschöpft aber glücklich ins Matratzenlager sinken.
Doch auf welcher Route soll es denn nun über die Alpen gehen? Um Dir die Qual der Wahl etwas einfacher zu gestalten, werde ich in diesem ausführlichen Artikel 10 alpine Fernwanderwege etwas genauer vorstellen. Mit Varianten für jedes Zeitfenster. Von 6 bis 95 Etappen. Für Genießer und Langstreckenläufer.
Seiteninhalt
Alpenüberquerung zu Fuß – Die Routen
In der folgenden Tabelle findest Du eine übersichtliche Zusammenfassung der 10 Alpenüberquerungen. Sortiert nach ihrer Gesamtlänge, beginnend mit der Kürzesten. Neben der Streckenlänge, findest Du weitere Informationen über die Etappenanzahl, die zu bewältigenden Höhenmeter sowie den Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Tour.
Route | Strecke | Etappen | Höhenmeter (Aufstieg/ Abstieg) |
Schwierigkeit |
Tegernsee – Sterzing | ~ 144 km | 7 | 4.500 m /4.200 m | T1 – T2 |
E5 | Oberstdorf – Meran | 181 km | 6 – 8 | 5.000 m / 6.500 m | T2 – T3 |
L1 | Garmisch – Brescia | 437 km | 28 | 33.000 m / 33.500 m | T2 – T5 |
Salzburg – Triest | 500 km | 28 | 25.500 m / 26.000 m | T2 – T4 |
München Gardasee | 550 km | 31 | 25.000 m / 24.500 m | T2 – T4 |
Traumpfad München Venedig | 555 km | 29 | 22.200 m / 25.000 m | T2 – T3 (einige wenige T4) |
Alpe Adria Trail | 683 km (ohne Rundtour) | 38 | 25.300 m / 27.600 m | T1 – T3 |
Via Alpina gelb | 800 km | 40 | 45.400 m /44.600 m | T2 – T3 |
GTA | Griespass – Ventimiglia | 1000 km | ~ 65 | 65.000 m / 65.000 m | T2 – T3 |
Wien Nizza | 1900 km | 95 | ~ 100.000 m /100.000 m | T2 – T4 |
Alpenüberquerung Tegernsee – Sterzing
Die Alpenüberquerung vom oberbayrischen Tegernsee bis nach Sterzing in Südtirol ist eine der jüngsten Routen. Sie ist das Ergebnis einer Kooperation der 4 Tourismusregionen, die der Weg durchquert. Auf leichten bis mittelschweren Wegen wird ein Teilabschnitt der Alpen in 7 Etappen überschritten. Die etwa 144 Kilometer Gesamtstrecke verkürzt sich bei Benützung aller Bus-, Schiff und Bergbahntransfers auf ungefähr 110 bis 100 Kilometer.
Wer mit dem Begriff des Genusswanderns etwas anfangen kann, sollte sich diese Route einmal genauer anschauen. Für alle Abenteuerlustigen gibt es sicherlich passendere Wege und Pfade quer durch die Alpen.
Strecke | ~ 144 km (mit Bahnunterstützung ~ 100 – 110 km) |
Etappen | 7 (für ausdauernde auch in 5 Tagen machbar) |
Höhenmeter | Aufstieg: 4.500 m | Abstieg: 4.200 m |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T1 – T2 |
Popularität | mittel |
Höchster Punkt | 2.246 m Pfitscher Joch |
Durchquerte Regionen | Bayrische Voralpen, Tuxer Alpen, Zillertaler Alpen, |
Beste Jahreszeit | Ende Juni – Mitte September immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Route bei Outdooractive |
Zusammenfassung: Eine vergleichsweise entspannte Transalp, die trotz weniger Höhenmeter und einigen Transferfahrten viele landschaftliche Highlights bereit hält. Zudem lassen sich die 7 Tage für ausdauernde Wanderer auch auf etwa 5 zusammenstauchen.
Du suchst einen leichteren Wanderrucksack?
Ultraleicht Rucksack der ideal für mehrtägige Trekkingtouren, Alpenüberquerungen, Thru-Hikes, Bergwanderungen und vieles mehr ist. Hochwertige, widerstandsfähige & leichte Materialien werden mit hoher Verarbeitungsqualität gepaart. Von Wanderern für Wanderer!
54 Liter ideal für Alpenüberquerungen & Trekking
ab 437 g Eigengewicht
Unisex Modell mit S-förmigen Schultergurten. Passt Frauen & Männern
6 Außentaschen - inkl. schnell erreichbarer Eingrifftasche
Hauptmaterial aus 100% recyceltem Polyester
Rucksack zu 100% in Deutschland produziert
E5 // Oberstdorf – Meran
Die bekannteste Alpenüberquerung ist sicherlich die Route von Oberstdorf nach Meran. Mit nur 181 km und durchschnittlich 7 Etappen ist sie zudem eine der kürzesten Vertreter hier. Somit kann sie auch bei akutem Urlaubstagemangel noch gut in die Jahres-Wanderplanung integriert werden. Durch ihre übersichtliche Dauer und die gute Anbindung ist sie gleichzeitig aber auch sehr beliebt bei angehenden Alpenüberquerern.
Überbuchte Hütten und stark frequentierte Wege sind vor allem in der Hauptzeit Juli/August die resultierenden Begleiterscheinungen. Eine zeitnahe Planung ist daher besonders bei der Buchung der Hüttenübernachtungen sinnvoll. Dafür steckt diese Alpenüberquerung voller landschaftlicher Schmankerl sowie einer möglichen Übernachtung auf über 3000 Metern in der Similaun-Hütte.
Leider sind auch bei dieser Route einige Abschnitte mit Transferfahrten eingeplant. Für eine reinrassige Alpenüberquerung zu Fuß muss die Route vor allem am Ende etwas verändert werden, falls man nicht mit dem Bus nach Meran fahren möchte. Tipp: Vom Vernagt-Stausee kann über die gelbe Route der Via Alpina bis Meran weiter gewandert werden.
Strecke | 181 km (106 km zu Fuß) |
Etappen | 6 – 8 |
Höhenmeter | Aufstieg: 5000 m | Abstieg: 6500 m (bei 106 km zu Fuß) |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T2 bis T3 |
Popularität | sehr hoch/ am höchsten |
Höchster Punkt | Similaun-Hütte (3078 m) |
Durchquerte Regionen | Allgäuer Alpen, Lechtaler Alpen, Ötztaler Alpen |
Beste Jahreszeit | Ende Juni – Mitte September immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Outdooractive Route |
Zusammenfassung: Wer gesellige Hüttenabende erleben und viele andere Wanderer in alpiner Umgebung treffen möchte, findet hier sicherlich die passende Alpenüberquerung.
Alpenüberquerung L1 // Garmisch – Brescia
Die Alpenüberquerung auf dem L1 startet in Garmisch-Partenkirchen und führt vorbei an der Zugspitze in 437 Kilometern bis in italienische Flachland nach Brescia. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Routen, ist dieser Weitwanderweg kaum bekannt. Zudem verzichtet der von 1989 von Hans Losse ausgearbeitete Weg vollständig auf die Benützung von Bergbahnen oder Bustransfers sowie langen Asphalthatschern. Im Fokus steht die maximale Naturerfahrung.
Dementsprechend werden häufig einsame Gebiete ohne touristische Infrastruktur durchwandert. Optimale Bedingungen, um die Erhabenheit der Berge und die landschaftlichen Eindrücke ungestört zu genießen. Die konditionelle sowie technische Herausforderung ist unter all den Alpenüberquerung bei dieser Variante mit am höchsten. Denn häufig führt der L1 über die 3.000 Meter Grenze und quert auch einige einfache Gletscher. Jedoch müssen keine Kletterstellen überwunden werden und eine Ausrüstung mit Grödeln ist ausreichend.
Entsprechende (hoch-)alpine Erfahrung sowie hervorragende Trittsicherheit sind jedoch notwendig.
Strecke | 437 km |
Etappen | 28 |
Höhenmeter | Aufstieg: 33.000 m | Abstieg: 33.500 m |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T2 – T5 |
Popularität | gering |
Höchster Punkt | 3208 m – Hauslabjoch |
Beste Jahreszeit | Ende Juni – Mitte September immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Outdooractive Route | Tourenbericht Hans Losse |
Zusammenfassung: Technische Herausforderungen, viele Schritte oberhalb von 3.000 Metern, kaum Asphalt, keine Bergbahn- oder Bustransfers und maximale Naturerfahrung für die abenteuerlustigen Alpenüberquerer.
Alpenüberquerung Salzburg – Triest
Ebenfalls ein relativ neues Glied in der Kette der Alpenüberquerungen ist die Mehrtageswanderung von Salzburg nach Triest. Die Wanderer starten in der österreichischen Grenzstadt Salzburg und legen in 28 Etappen 500 Kilometer und insgesamt mehr als 50.000 Höhenmeter zurück. Neben den hohen Tauern werden auch die fantastischen Julischen Alpen in Slowenien durchquert.
Dadurch das diese Alpenüberquerung erst im Jahr 2013 durch den Bloggerkollegen und Autor Christof Herrmann aus dem Ei geschlüpft ist, ist sie längst nicht so hochfrequentiert wie die bekanntesten Vertreter hier in der Übersicht. Wer sich also einen Monat Zeit nehmen kann, erlebt landschaftliche Höhepunkte in 3 verschiedenen Nationalparks und überschreitet 7 Gebirgsgruppen. Zudem können nach der letzten Etappe die müden Füße in das klare Wasser der Adria getaucht werden. Ein mehr als lohnendes Finale.
Strecke | 500 km |
Etappen | 28 |
Höhenmeter | Aufstieg: 25.500 m | Abstieg: 26.000 m |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T2 – T4 (für die T4-Passagen gibt es einfachere Varianten-Etappen) |
Popularität | mittel |
Höchster Punkt | 2754 m Fraganter Scharte – (Abstechermöglichkeiten auf über 3.000m hohe Gipfel) |
Durchquerte Regionen | Berchtesgadener Alpen, Salzburger Schieferalpen, Hohe Tauern, Gailtaler Alpen, Karnischer Hauptkamm, Julische Alpen, Friaul-Julisch Venetien |
Beste Jahreszeit | Ende Juni – Mitte September immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Themenseite Salzburg – Triest |
Zusammenfassung: Abwechslungsreiche Transalp für Wanderer, denen der Traumpfad München Venedig mittlerweile zu populär geworden ist, die aber dennoch gerne einen Monat unterwegs sein und am Ende der Tour ins Mittelmeer springen möchten.
Alpenüberquerung München Gardasee
Gleicht sie in den ersten Etappen noch dem Traumpfad, endet mit den Bergetappen auch die gemeinsame Zeit der beiden Wege. Als bewusste Alternative zum genannten vielbegangenen Klassiker, entstand dieser Fernwanderweg. Dennoch führt sie in einigen wenigen Abschnitten über den genannten Traumpfad.
Mit dem Gardasee wird ein ähnlich attraktives Ziel wie die italienische Lagune erreicht. Durch einige knackige Aufstiege und lange Etappen ist dieser Weg aber konditionell nicht zu unterschätzen. Im Gegensatz zum Traumpfad bleibt die Anzahl an Höhenmeter bis zum letzten Tag vergleichsweise hoch.
Strecke | 550 km |
Etappen | 31 |
Höhenmeter | Aufstieg: 24.500 m | Abstieg: 25.000 m |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T2 – T4 |
Popularität | gering |
Höchster Punkt | 2950 m |
Durchquerte Regionen | Voralpenland, Karwendel, Inntal, Tuxer Alpen, Zillertaler Alpen, Sarntaler Alpen, Brenta |
Beste Jahreszeit | Ende Juni – Mitte September immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Etappen | Wanderführer |
Zusammenfassung: Höhenmeterlastige Route, die kaum bekannt ist und zu welcher auch nur wenig Informationsmaterial vorhanden ist. Dennoch führt sich durch landschaftlich sehr reizvolle Regionen und führt bis zum letzten Tag durchs Gebirge.
Traumpfad München Venedig
Neben dem E5 ist der Traumpfad München Venedig mit Abstand die bekannteste und beliebteste Alpenüberquerung. Die Route führt von der bayrischen Landeshauptstand 555 km nach Süden bis zur venezianischen Lagune an der Adriaküste. In 29 Tagesetappen gilt es insgesamt 47.500 Höhenmeter zu überwinden.
Als Belohnung führt diese mehrwöchige Fernwanderung durch einige der abwechslungsreichsten Regionen und Gebirgszüge der Alpen. Vom bayrischen Voralpenland geht es hinein zu den Kalkfelsen des Karwendels. Es folgen die Tuxer Alpen und der Alpenhauptkamm. Über die Lüsner Alm werden die Dolomiten mit ihren eindrucksvollen Felstürmen erreicht. In Belluno werden die Alpen verlassen und in 5 Etappen das italienische Flachland bis nach Venedig durchquert.
Auch technisch bietet der Traumpfad einige Abwechslung. Neben schmalen und aussichtsreich angelegten Bergpfaden warten auch einige Kletterpassagen sowie ein Klettersteig (Schiara) auf die Wanderer. Fast alle dieser Klettereien können jedoch auf Alternativrouten umgangen werden. Wer im Juli und August unterwegs ist, sollte die Hütten nicht zuspät reservieren. Es kann schon recht voll werden in der Hochsaison. Bei unserer Tour im Sommer 2014 hat es jedoch gereicht 2-3 Tage vorher auf den Hütten sein Kommen anzumelden.
Strecke | 555 km |
Etappen | 29 |
Höhenmeter | Aufstieg: 22.500 m | Abstieg: 25.000 m |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T2 – T3 (einige wenige T4) |
Popularität | sehr hoch |
Höchster Punkt | 2904 m (Friesenbergscharte) oder 3152 m (Piz Boé) |
Durchquerte Regionen | Voralpenland, Karwendel, Inntal, Tuxer Alpen, Pustertal, Dolomiten, Nevegal |
Beste Jahreszeit | Ende Juni – Mitte September immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Tipps und Infos für den Traumpfad München Venedig |
Zusammenfassung: Landschaftlich unglaublich abwechslungsreiche Alpenüberquerung, die mit ihren Start- und Zielorten auch abseits der Alpen viel Sehenswertes bietet. Mittlerweile kann es auf der Route jedoch recht voll werden. Tipp: Einen Start am 8. August unbedingt vermeiden, wenn man den größten Ansturm an Wanderern umgehen möchte!
Alpe Adria Trail
Auf dem Alpe Adria Trail bewegt man sich südlich des Alpenhauptkamms vom Fuße des Großglockners bis an die Adriaküste nach Muggia in der Nähe von Trieste. Die rund 38 Etappen sind mit einer durchschnittlichen Länge von 17 Kilometern so angelegt, dass keine sportlichen Höchstleistungen nötig sind um sie zu bewältigen. Entschleunigendes Fernwandern ist bei dieser Alpenüberquerung das Stichwort.
Landschaftlich kommt man dabei aber auch bei diesem Weitwanderweg definitiv nicht zu kurz. Die ersten Etappen führen die Alpenüberquerer durch die Hohen Tauern, die Nockberge und zu den malerischen Kärtnerseen, bevor es anschließend nach Slowenien und hinein in die eindrucksvollen Felsgiganten der Julischen Alpen geht.
Strecke | 683 km (ohne Rundtour) |
Etappen | 38 |
Höhenmeter | Aufstieg: 25.300 m | Abstieg: 27.600 m |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T1 – T3 |
Popularität | mittel |
Höchster Punkt | 2366 m (Startpunkt bei Großglockner Gletscherbahn) |
Durchquerte Regionen | Hohe Tauern, Nockberge, Kärtnerseen, Nationalpark Triglav, Natisone-Tal |
Beste Jahreszeit | Ende Juni – Mitte September immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Outdooractive Route | Infobroschüre |
Zusammenfassung: Wer Zeit hat und recht gemütlich über die Alpen wandern will, findet mit dem Alpe Adria Trail einen passenden Vertreter. Geringe Etappenlängen und keine Höhenmeterrekorde machen diese Route vor allem für Genießer interessant.
Via Alpina – gelb
Die gelbe Route der Via Alpina ist mit ihren 800 Kilometer eine wahrlich umfangreiche Alpenüberquerung. Im Gegensatz zu den meisten hier vorgestellten Wegen, liegt hier der Startpunkt am Meer in Trieste. So folgt man anstatt der südlichen, tendenziell eher der nördlichen Himmelsrichtung. Nachdem das italienische Flachland verlassen wurde, treffen die Wanderer zuerst auf die Julischen und anschließend die Karnischen Alpen.
Nach einer Durchquerung der Dolomiten haben wir in Bozen auch schon mehr als die Hälfte hinter uns. Bald trifft der Weg dann auf den Endpunkt der E5 Oberstdorf-Meran Strecke. Dieser wird dann in umgekehrter Wegrichtung bis Oberstdorf gefolgt. Durch teilweise sehr lange und höhenmeterlastige Etappen ist diese Transalp konditionell eine Herausforderung.
Anmerkung: Es gibt noch viele weitere Via Alpina Fernwanderwege. Jedoch überschneiden sie sich oft mit anderen hier vorgestellen Routen. Auf via-alpina.org gibt es eine gute Übersicht über alle möglichen Varianten.
Strecke | 800 km |
Etappen | 40 |
Höhenmeter | Aufstieg: 45.400 m | Abstieg: 44.600 m |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T2 – T3 |
Popularität | je nach Abschnitt: gering – sehr hoch (E5 Abschnitt) |
Höchster Punkt | 3019 m – Niederjoch |
Durchquerte Regionen | Julische Alpen, Karnische Alpen, Dolomiten, Ötztaler Alpen, Lechtaler Alpen, Allgäuer Alpen |
Beste Jahreszeit | Ende Juni – Mitte September immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Route und Etappenbeschreibungen bei Via-alpina.org |
Zusammenfassung: Wer gerne gegen den Strom schwimmt, findet in der gelben Via Alpina sein fernwandertechnisches Pendant. In nördlicher Richtung geht es durch einige der schönsten und abwechslungsreichsten Regionen der Alpen. Konditionell werden jedoch einige Anforderungen an die Alpenüberquerer gestellt.
Grande Traversata delle Alpi
Die Grande Traversata delle Alpi – oder kürzer: GTA – führt als einige der wenigen Fernwanderungen durch den westlichen Teil des Alpenbogens. Vom Griespass in der Schweiz führt sie bis nach Ventimiglia ans italienische Mittelmeer. Dabei werden etwa 1000 Kilometer in 65 Etappen bewältigt und gigantische 65.000 Höhenmeter alleine im Aufstieg hinter uns gelassen.
Auch wenn die Bergwege der GTA selten technisch anspruchsvoll sind, so sind Anstiege von weit über 1000 Hm pro Tag keine Seltenheit. Eine solide Grundausdauer sollte beim Begehen dieser Route also vorhanden sein. Dann lohnt sie sich aber in jeder Hinsicht. Einsamste Bergregionen im Piemont werden erkundet, verlassenen Walserdörfer durchschritten und die fantastische piemontesische Küche gekostet. Zusätzlich sind einige Abstecher zu eindrucksvollen Gipfeln wie dem 3538 Meter hohen Rocciamelone hoch über dem Susatal möglich.
Als wir dieser Route 2017 für 40 Etappen gefolgt sind, haben wir die Alpen noch einmal neu kennengelernt. Abseits von touristischer Infrastruktur und bekannten Gipfeln, inmitten von unbekannten Kulturen, wird das Fernwandern zu einem besonders reizvollen Abenteuer. Besonders für Wanderer, die sich gerne alleine auf den Bergwegen bewegen, ist die GTA eine absolute Empfehlung.
Strecke | ~ 1000 km |
Etappen | 65 |
Höhenmeter | Aufstieg: 65.000 m | Abstieg: 65.000 m |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T2 – T3 |
Popularität | gering |
Höchster Punkt | 2.804 m Colle de Bellino (Abstecher: 3538 m – Gipfel des Rocciamelone) |
Durchquerte Regionen | Walliser Alpen, Grajischen Alpen, Cottischen Alpen, Seealpen |
Beste Jahreszeit | Mitte Juni – Oktober immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Tourenbericht |
Zusammenfassung: Rustikale italienische Küche auf Spitzenniveau in Kombination mit der fantastischen und einsamen Bergwelt des westlichen Alpenbogens. Die abendlichen Mehrgänge-Menüs in den Posto-Tappas, werden jedoch mit den täglichen sehr schweißtreibenden Aufstiegen erkauft.
Alpenüberquerung Wien – Nizza
Mit etwa 1900 Kilometern und mindestens 95 Etappen ist die inoffizielle Alpenüberquerung von Wien nach Nizza die längste der hier aufgelisteten Fernwanderwege. Diese hier vorgestellte Route habe ich mit meiner Freundin im Jahr 2016 ausgearbeitet und im Jahre 2017 innerhalb von 107 Tagen begangen. Doch wir waren nicht die ersten auf dieser Strecke. Schon einige vor uns, sind in der österreichischen Hauptstadt mit dem Ziel Nizza zu Fuß gestartet.
Dieser Weg besteht aus eine Reihe von alpinen Fernwanderwegen, die an ihren Kreuzungspunkten verbunden wurden. In der Gesamtheit folgt die Route dem gesamten Alpenbogen vom östlichsten Punkt bis zu der Stelle wo die Alpen an der Cote d’Azure sanft ins Mittelmeer fallen. Von den sanften Hügeln in Kärnten, zu den schroffen Felstürmen der Dolomiten, hinzu den verlassen Walserdörfern im westlichen Piemont.
Abwechslungsreicher könnten eine Alpenüberquerung, die wohl eher einer Alpendurchquerung gleich, kaum sein. Technisch lässt sie sich aber wie alle anderen Transalps auch problemlos von versierten Bergwanderern meistern. Abgesehen von einigen wenigen Kletterpassagen an denen die Hände zum Einsatz kommen, werden reine Bergwege beschritten. Ein Klettersteigset ist somit nicht notwendig.
Strecke | ~ 1900 km |
Etappen | 95 |
Höhenmeter | Aufstieg: ~100.000 m | Abstieg: ~100.000 m |
Anforderungen/ Schwierigkeit | T2 – T4 |
Popularität | gering |
Höchster Punkt | 3538 m – Gipfel des Rocciamelone |
Durchquerte Regionen | Wienerwald, Schneeberg, Hochschwabmassiv, Gesäuse, Nockberge, Karnische Alpen, Julische Alpen, Dolomiten, Vinschgau, Ortler-Gruppe, Livigno Alpen, Bernina-Gruppe, Comersee, Lago Maggiore, Walliser Alpen, Grajischen Alpen, Cottischen Alpen, Seealpen |
Beste Jahreszeit | Ende Mai- Mitte Oktober immer Schneelagenabhängig |
Weitere Informationen | Infoseite | Tourenberichte | Outdooractive Route |
Zusammenfassung: Für alpine Fernwanderer, die sich nichts schöneres vorstellen können, als einen kompletten Sommer lang nichts anderes zu tun, als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Etappenlängen von bis zu 37 Kilometern und maximale Tagesaufstiege von 2550 Höhenmeter machen einige Abschnitte zu konditionellen Herausforderungen. Aber trotzdem für den begeisterten Bergwanderer problemlos machbar.
Tipps für deine Alpenüberquerung zu Fuß
Wie bereite ich mich am besten auf eine Alpenüberquerung vor?
Solltest Du dich eher selten sportlich betätigen, ist eine sportliche Vorbereitung auf eine solche Fernwanderung mehr als hilfreich. Aber auch in knapper Zeit nicht unmöglich. Mit 2 – 3 Monaten guter Vorbereitung kann mit Sicherheit eine ausreichende Fitness aufgebaut werden.
Generell ist jeglicher Sport, der dein Herz-Kreislauf-System trainiert eine gute Vorbereitung auf eine Alpenüberquerung. Ob Du nun mit dem Laufen startest, häufiger ins Schwimmbad gehst oder dein Fahrrad aus dem Keller holst. Hauptsache Du baust eine solide Grundkondition auf. Eine ausreichende Muskulatur in den Beinen ist ebenfalls wichtig. So kann das Verletzungsrisiko in den Knien zu verringert werden. Denn die vielen Abstiegshöhenmeter belasten die Kniegelenke sehr. Eine zusätzliche Möglichkeit diese Belastung zu minimieren, ist der Einsatz von Trekkingstöcken.
Die beste Vorbereitung auf die Tage in den Bergen ist aber: Einfach wandern zu gehen. Denn nur so gewöhnt sich dein Körper an die kommende Belastung in den großen Höhen. Auch um sich an das tägliche Rucksacktragen zu gewöhnen ist es sehr hilfreich vorher einige mehrtägige Touren zu unternehmen. Falls Du nicht in direktem Zugang zu den Alpen wohnst, kannst Du auch in die deutschen Mittelgebirge fahren, um dort wandern zu gehen.
Schwierigkeit einer Alpenüberquerung
Alpenüberquerungen greifen logischerweise meist auf das Bergwegenetz zurück. Um die Schwierigkeiten dieser Wege einzuteilen, gibt es verschiedene Varianten. Ich persönlich finde die Einteilung des Schweizer Alpen Clubs (SAC) am sinnvollsten:
Grad | Beschreibung | Markierung |
T1 Wandern |
Einfache Bergwege, stets gut gesicherten, einfache Orientierung auch ohne Karte, kaum absturzgefährdet, mit einfachen Turnschuhen begehbar | rot |
T2 Bergwandern |
Meist schmal angelegt. Zudem häufiger steil, können absturzgefährdete und mit Drahtseil versicherte Passagen enthalten. Daher teilweise Schwindelfreiheit und Trittsicherheit von Nöten | rot |
T3 anspruchsvolles Bergwandern |
Oft schmal, steil und absturzgefährdet. Häufiger versicherte und ausgesetzte Stellen. Geröllhalden, Blockwerkfelder. Möglicherweise auch Passagen, die Einsatz der Hände für das Gleichgewicht nötig macht. Elementare Bergerfahrung ist auf diesen Wegen durchaus nötig! | schwarz |
T4 Alpinwandern |
Wegspur nicht immer vorhanden, Einsatz der Hände zum Vorwärtskommen teils nötig, exponiertes Gelände, gute Orientierung notwendig. Schneller Rückzug bei Schlechtwetter nicht immer möglich. Einfache Altschneefelder oder apere Gletscherpassagen. | blau |
T5 anspruchsvolles Alpinwandern |
Häufig ohne Wegspur, einfache Kletterstellen, ausrutschgefährdete Altschneefelder oder apere Gletscher, hochalpine Erfahrung notwendig, sowie Kenntnisse über die Verwendung der passenden Ausrüstung (Pickel/Seil) | blau |
*T6 (schwieriges Alpinwandern) wurde nicht in die Tabelle aufgenommen, da dieser bei keinem der Fernwanderwege vorkommt
Übernachtungen vorreservieren?
Auf einer Alpenüberquerung kann viel Unvorhergesehenes passieren. Besonders wenn man plant etwa 4 Wochen unterwegs zu sein, macht es wenig Sinn jede einzelne Unterkunft von Zuhause aus vorzubuchen oder zu reservieren. Ansonsten nimmt Dir das einerseits viel Freiraum für spontane Entscheidungen. Andererseits können plötzliche Wetterumschwünge einen auch daran hindern, dass angepeilte Tagesziel zu erreichen.
Daher reicht es oft 2-3 Tage im Voraus die Unterkünfte oder Berghütten anzurufen und wenn möglich freie Schlafplätze zu reservieren. Falls nichts mehr frei ist, hast Du dann noch Zeit nach Alternativen zu suchen. Bei den sehr populären Routen kann aber selbst das zu wenig Zeit sein.
Der Weg von Oberstdorf nach Meran ist nicht ganz so lang, weshalb auch die Anzahl der Übernachtungen deutlich geringer ausfällt. Da dieser Fernwanderweg über die Alpen bei Wanderern sehr beliebt ist, kann es durchaus Sinn machen, in der Hochsaison Juli/ August/ September einige Unterkünfte von zu Hause aus zu reservieren.
Alpenüberquerung mit Zelt?
Oft wurde mir die Frage gestellt, ob es möglich ist auf die Hüttenübernachtungen zu verzichten und mit dem Zelt über die Alpen zu wandern. Ganz einfach ist diese Frage nicht zu beantworten. Denn theoretisch und auch praktisch ist es natürlich möglich, jede Nacht einer Fernwanderung im Zelt zu verbringen. Rechtlich sieht es jedoch etwas anders aus.
Wildcampen geschieht immer auf eigenes Risiko und in Eigenverantwortung. Um der Natur dabei möglichst wenig Schaden zuzufügen und Tiere sowie andere Wanderer nicht zu stören, ist es hilfreich die folgenden Tipps zu berücksichtigen:
- Kein Feuer machen
- Keinen Müll liegen lassen
- Privatgrundstücke, Naturschutzgebiete und militärische Zonen meiden
- Keinen unnötigen Lärm machen
- Das Zelt spät auf und früh abbauen
- Nicht in Sichtweite von Wanderwegen, Ortschaften oder Häusern campieren
- Nicht länger als 1 Nacht am gleichen Ort bleiben
Nachfolgend findest Du eine ausführliche und sehr gute Karte aller Naturschutzgebiete in den Alpen von alparc.org
Notwendige Ausrüstung für Hüttenübernachtungen
Neben der üblichen Bergwanderausrüstung gibt es noch einige spezielle Dinge, die bei einer Alpenüberquerung mit Hüttenübernachtungen nicht vergessen werden sollten. Diese habe ich Dir in einer übersichtlichen Stichwortliste zusammengefasst:
- Hüttenschlafsack
- Satz leichter Kleidung für die Hüttenabende
- Mircofaser Handtuch
- Oropax
- leichte Schlafmaske
- Stirnlampe
- Notfall-Biwaksack
- optional: Hüttenschuhe (oft auch in den Hütten vorhanden)
- optional: Powerbank für elektronische Geräte
Weitere Tipps für die Alpenüberquerung
Wenn Du jetzt noch mehr Tipps für deine Alpenüberquerung suchst, kannst ich Dir die nachfolgenden Artikel empfehlen:
- Ultraleichte Hüttentour Packliste
- Tipps für die Wanderung auf dem Traumpfad München Venedig
- 3 Dinge die mich das Fernwandern gelehrt hat
Keine Kommentare