Tourenbericht Seenwanderung um Hasselfelde
Es war eine Premiere! Obwohl ich ein ausdrücklicher Verfechter des Wildcampens bin, haben wir uns bei dieser Tour dazu entschieden auf einem Campingplatz unser Nachtlager aufzuschlagen. Der Lagerplatz war eben, mit Gras bedeckt und gut gelegen. Das war’s auch schon mit den positiven Seiten, denn so schlecht habe ich selten in einem Zelt geschlafen…!
Das Wetter sollte gut werden und wir hatten das Wochenende frei. Perfekte Bedingungen um mal wieder die Rucksäcke zu packen und uns auf den Weg in den nicht weit entfernten Harz zumachen. Es sollte nur eine kleine Tour werden und knapp anderthalb Tage dauern. Also entschieden wir uns für die 23 km lange Hasselfelder Seenwanderung.
Start in Hasselfelde
Wir brachen relativ spät auf, da wir eine Übernachtung im Zelt eingeplant hatten und nicht schon um 17:00 Uhr am Lagerplatz ankommen wollten. Wir kamen um 12:00 Uhr in Hasselfelde an und machten uns Richtung Norden auf den Weg zur Rappbodetalsperre. Nachdem wir das kleine Städtchen verlassen hatten, waren nach wenigen Minuten auch schon die südlichen Ausläufer des weit verzweigten Sees erreicht. Auf der gegenüberliegenden Seite waren wir vor anderthalb Jahren auf dem Harzer Hexenstieg unterwegs. Das weckte schöne Erinnerungen!
Einige Angler hatte es sich am Ufer bequem gemacht und schauten den Schnüren ihrer regungslosen Ruten beim sanften hin und her treiben zu. Wir wanderten kurze Zeit parallel zur Talsperre, bis es in einer rechtwinkligen Linkskurve weg vom See und auf eine 1,5 km lange Gerade durch die immer wieder schöne und abwechslungsreiche Harzer Waldlandschaft ging. Es hatte am Vortag anscheinend geregnet, denn die feuchte Luft und der Geruch von nassem Wald hing immer noch zwischen den Ästen der Bäume.
Der Weg bog bald leicht nach rechts ab und stieg von nun an in einer langgezogenen Kurve auch steiler an. Nach kurzer Zeit öffnete sich der dichte Wald und gab erneut die Sicht auf die Rappbodetalsperre frei. Bald wurde der breite Forstweg zu einem schmalen, matschigen Pfad, der über rutschige Wurzeln weiter bergauf führt. Oben angekommen genossen wir bei einer kurzen Pause die Aussicht.
Anschließend stiegen wir wieder bergab und überquerten daraufhin die Talsperre und wechselten zur anderen Seite über eine kleine Staumauer. Von nun an ging es 3 km lang immer am See entlang, bis wir eine kleine Rastmöglichkeit fanden, wo der kleine Dosenkocher unser Mittagessen zum köcheln brachte. Nach der Mittagspause kehrten wir der Rappbodetalsperre endgültig den Rücken und verließen den See in südlicher Richtung. Wir kamen bald in das kleine Dörfchen Trautenstein, welches wir ebenfalls in südlicher Richtung nach ein paar Minuten wieder verließen.
Der Weg stieg nun wieder leicht bergan und führte in den Wald hinein. Die warmen Nachmittags-Sonnenstrahlen schienen durch das Blätterdach und tauchten den Wald in eine wunderschöne Lichtstimmung. Der Weg war nun nur noch ein schmaler Pfad, der ab und zu kleine Bachläufe querte und uns durch dichten Nadelwald mehrere Kilometer in Richtung des Carlshausturms führte. Von diesem metallernen Funkturm sollte man eine grandiose Aussicht auf den gesamten Harz haben.
Einen Kilometer vor dem besagten Turm begann der Weg immer steiler anzusteigen und führte uns auf eine Höhe von 624 m. Neben einem kleinen Häuschen stand der Carlsturm in voller Pracht auf einer kleinen Lichtung und wir ließen es uns nicht nehmen, die vielen Stufen bis zur Aussichtsplattform aufzusteigen. Und das hat sich bei diesem Wetter wirklich gelohnt. Fast die gesamte wunderbare Landschaft des Harzes bis zum Brocken hin, ließ sich von hier oben hervorragend erblicken.
Nach einigen Fotos und dutzenden Selfies stiegen wir die metallischen Stufen wieder hinab und setzten unseren Weg Richtung Campingplatz fort. Ab hier war der Weg nun nicht mehr besonders spektakulär, aber der Wald im Harz ist einfach wunderbar vielfältig und abwechslungsreich.
Der normale Weg hätte wieder zurück nach Hasselfelde geführt, aber wir schlugen die östliche Richtung nach Stiege ein, da dort die Nacht im Zelt auf einem Campingplatz auf mich wartet. Nach einer knappen Stunde über Wald- und Feldwege erreichen wir gegen Abend den Platz und melden uns an.
Anschließend war das Zelt schnell aufgebaut und das Abendessen gekocht. Die Wettervorhersage prognostizierte eine sternenklare Nacht mit Temperaturen um die 4 °C. Diese war leider etwas weiter von der Realität entfernt als gehofft. Um circa 22:00 Uhr kletterten wir ins Zelt und machen die Augen zu. Leider nur sehr kurz.
Denn die hörbar nahgelegene Dorfdisko öffnete kurz darauf ihre Pforten und beschallte mit basslastigen Elektroklängen die sonst so friedliche Nacht im Harz. Das ging ohne Pause die ganze Nacht so weiter. Glücklicherweise hatten wir unsere Oropax dabei und konnten dem Lärm ein klein wenig entgegenwirken. Jedoch hatte sich währenddessen die Temperatur entgegen der Vorhersage auf winterliche -3°C abgesenkt….Und das mitten im Mai. Entsprechend der Vorhersage waren wir auf andere Temperaturen eingestellt. Die Stimmung im Zelt könnte also als zittrig beschrieben werden.
Währenddessen hatte es sich ein Motorrad-Treff an der Campingplatz eigenen Feuerstelle bequem gemacht und begann in bierseliger Stimmung lauthals unbekannte Lieder zum besten zu geben…Die akustischen und klimatischen Bedingungen dieser Nacht hätten besser sein können. In freier Natur wäre es zwar auch kalt gewesen, aber der Lärmpegel doch deutlich geringer.
Mit dem Sonnenaufgang um 6:00 Uhr war die Nacht schlaflos zu Ende gegangen. Ich rappelte mich auf und öffnete den Reißverschluss des Zeltes, der sich ungewöhnlich schwergängig bedienen ließ. Nachdem ich das Zelt verlassen hatte, erkannte ich auch den Grund dafür. Das gesamte Zelt war von oben bis unten von einer nicht unerheblichen Eisschicht bedeckt.
Nach 2 Stunden war die Sonne zum Glück schon so stark, dass sie das Eis abtauen konnte und wir daraufhin begannen unsere Rucksäcke für die Heimreise zu packen. Es war ein sehr schöner Morgen, jedoch ebenso wenig von Ruhe geprägt wie die Nacht. Denn als wir gegen 9:00 Uhr in den Bus nach Hause stiegen, waren noch immer die schallenden Bässe der Dorfdisko zu hören. Mein Zelt werde ich so schnell nicht wieder auf einem Campingplatz aufstellen…!
Informationen zur Seenwanderung um Hasselfelde
Die Wanderung um Hasselfelde ist knapp 23 km lang und dauert ungefähr 6 Stunden. Bei Outdoor-Active findest Du eine ausführliche Wegbeschreibung, sowie eine Karte mit dem gesamten GPS-Track der Tour.
Unterkünfte gibt es in Stiege und Hasselfelde. Falls Du vorhast Wild zu zelten, was ich aufgrund unserer Erfahrungen empfehlen kann, dann schau Dir diese 8 Tipps zum Wildcampen mal an. Abgesehen von der Übernachtung, ist die Seenwanderung um Hasselfelde schön abwechslungsreich und lang genug, um am Abend zu spüren was man getan hat. Die Aussicht vom Carlshausturm sollte man sich nicht entgehen lassen!
Eine ähnlich schöne Natur kannst Du natürlich auch im Siebengebirge finden. Wir waren dort vor kurzem zu einer spätsommerlichen Wanderung unterwegs und hatten bei besten Wetter viele traumhafte Ausblicke! Hier findest Du den Artikel und Infos wo genau wir im Siebengebirge wandern waren!
Meine diesjährige Frühlingswanderung hat mich kürzlich zum ersten Mal auf den Moselsteig geführt. In diesem Artikel findest Du meinen Wanderbericht dazu und ausführliche Infos zu dem recht neuen und 365km langen Fernwanderweg.
Servus Alex,
Schnee, Minusgrade und Frost sind im Harz im Mai und April keine Seltenheit.
Die Wettervorhersagen für dieses Gebiet haben ganzjährig leider auch nur bedingte Gültigkeit, wie Ihr ja selbst erfahren musstet.
Das harmlose Aussehen dieses nördlichsten Mittelgebirges Deutschlands führt dazu, dass der Harz von vielen falsch eingeschätzt wird und dies wiederum führt fast jedes Jahr zu Todesfällen.
Wenn ihr wieder einmal so früh im Jahr dort unterwegs sein solltet, steckt Euch bitte unbedingt warme Kleidung und warme Schlafsäcke ein. Ic h weiß aus eigener Erfahrung, wovon ich da spreche.
Meine Erfahrungen mit Campingplätzen in Deutschland sind leider ähnlich wie eure.
Sie werden gerne und häufig von Jugendlichen ganz bewusst zum Feiern, trinken, schreien und buchstäblich die “Sau rauslassen” aufgesucht.
Denn, so deren bestechende Logik : Zu Hause dürften sie das ja nicht machen :-).
Vertreter älterer Generationen “glänzen” ebenfalls gerne mit lautstarken Unterhaltungen und Trinkgelagen bis spät in die Nacht hinein.
Die offiziellen Ruhezeiten ab 22.00Uhr werden kaum noch ernst genommen.
Mein Eindruck ist, dass die Menschen in Deutschland, ungeachtet ihres Alters, generell lauter und rücksichtsloser geworden sind.
Auf ausländischen Campingplätzen, z. B. in Frankreich, ist es meiner Erfahrung nach eindeutig ruhiger und rücksichtsvoller.
Mein abschließendes Fazit aus vielen Besuchen auf diversen deutschen Campingplätzen:
Meide sie, wo Du kannst, denn, sie sind häufig klein und eng, haben meist keine Zeltwiesen mehr , so dass Du für dein kleines Zelt einen teuren Wohnmobil- oder Caravanstellplatz mieten musst, liegen oft an lauten Straßen oder Plätzen oder sind deshalb so sündhaft teuer, weil sie viele Attraktionen bieten, wie z.B. Schwimm- oder Hallenbäder, die bezahlt werden wollen.
Servus und trotzdem “Frohe Ostern!”
Pierre