Besonders wenn man mit einem leichten und kleinen A-Frame Tarp unterwegs ist, kann der Einsatz eines Biwaksacks sinnvoll sein. Denn er schützt nicht nur gegen Insekten, Mücken und sonstige Krabbeltierchen. Gleichzeitig wird Spritzwasser abgehalten und somit die empfindliche Füllung von Daunenschlafsäcke auch in niederschlagsreichen Nächten trocken gehalten. Bei tiefen Temperaturen im Winter fungiert er als zusätzliche Isolierschicht und verlagert den Taupunkt außerhalb des Schlafsackinneren.
Allen Nähmaschinenfreunden und MYOG-Begeisterten zeige ich in diesem Artikel wie man einen ultraleichten Biwaksack nähen kann. Der Aufwand für dieses Projekt hält sich vergleichweise in Grenzen. Denn obwohl sich dadurch ein wenig Gewicht hätte sparen lassen, habe ich bei diesem Modell auf einen konturierten Schnitt verzichtet. Denn die Fertigung und der Zuschnitt wird dadurch erleichtert. Gleichzeitig kann in dem Extraraum am Fußende der ultraleichte Rucksack und ein klein wenig sonstiges Gepäck verstaut werden.
Lesetipp: Biwaksack Test – 7 Top Modelle & ausführlicher Ratgeber
Einen ultraleichten Biwaksack nähen
Der Biwaksack
Der generelle Herstellungsprozess unterscheidet sich wenig von dem eines simplen Inletts (eine Anleitung dazu findest Du hier). Im Unterschied dazu besitzt der Biwaksack jedoch eine wasserdichte Unterseite sowie eine atmungsaktive Oberseite. Im vorderen Drittel dieser Oberseite ist zudem ein Insektennetz vernäht, um Beklemmungsgefühle zu vermeiden und die Belüftung zu verbessern. Entlang der Mittelline der Oberseite verläuft ein langer Reißverschluss. So ist ein bequemes Ein- und Aussteigen möglich.
An den 2 oberen Ecken sind kleine Schlaufen angebracht. Damit kann der Biwaksack bei Bedarf mit Heringen am Boden fixiert werden. Diese Schlaufen sind elastisch ausgelegt, da sie ansonsten sehr leicht heraus reißen würden.
Am Übergang zwischen Moskitonetz und dem atmungsaktiven Oberstoff sitzt ebenfalls eine kleine Schlaufe. An dieser kann eine Kordel befestigt werden, welche an einem Trekkingstock fixiert den Kopfbereich des Biwaksacks nach oben aufspannt. So liegt das Netz nicht auf dem Gesicht und erhöht die “Kopffreiheit”.
Schnittmuster des ultraleichten Biwaksack
Der Biwaksack wurde auf meine Körpergröße von 1,97 m ausgelegt. Wenn Du also deutlich kleiner sein solltest, kannst Du das Schnittmuster natürlich einfach auf deine Maße anpassen. Mit eingelegter NeoAir Isomatte, Schlafsack und einer Person gehen natürlich einige Zentimeter an vertikaler und horizontaler Fläche verloren. In meinem Fall resultiert daraus ungefähr eine nutzbare Liegefläche von circa 204 cm x 85 cm.
Selbst ich kann also gut darin liegen ohne das sich der Biwaksack spannen würde. Bist Du deutlich kleiner als 2 Meter, kannst Du das Schnittmuster auch etwas kürzer auslegen. Bei der Länge habe ich meine Körpergröße plus 40 Zentimeter gerechnet. Der eingenähte Reißverschluss hat eine Länge von 160 cm und ermöglicht ein großzügiges Öffnen des Biwaksack.
Verwendete Materialien
Der folgenden Materialmix kam beim Nähen des Biwaksack zum Einsatz:
- Unterseite: 2,5 m x 40D Silnylon – 55 g/m², 5.000 mm Wassersäule
- Oberseite: 2 m x atmungsaktives Ripstop Nylon – 43 g/m²
- Moskitonetz: 1 m x ultraleichte Variante – 25 g/m²
- Reißverschluss: 2 m x YKK 3C + die passenden Reißer (x 2)
- Nähgarn: CoreSpun 75 NM
Materialkosten: ~ 37€
Beim Zuschnitt der Stoffbahnen nutze ich wie immer eine Schneidematte* und einen Rollschneider*. In Kombination mit einem langen Schneiderlineal* kann ich so schneller arbeiten und bekomme eine saubere Schnittkante.
Merke: Gerade die Kanten des unbeschichteten Ripstop Nylon fransen sehr leicht aus. Um ein späteres Aufribbeln dieser Kanten zu verhindern, werden die Hauptnähte mit französischen Nähten versäubert. Dazu werden die Stoffe für die erste Naht mit den beiden linken Seiten (also so, wie die Stoffe am Ende auch liegen sollen) aufeinander gelegt und anschließend gewendet, um die zweite Naht zu nähen.
Arbeitsschritte beim Biwaksack nähen
- Schnittteile gemäß des Schnittmusters aufzeichnen und ausschneiden
- Eine kleine Schlaufe gemäß des Schnittmusters knapp 3 cm von der Mitte auf den Rand des Oberstoffes nähen
- Oberseitenstoff und Moskitonetz per Kappnaht mit einer Nahtzugabe von 2 cm verbinden
- Gesamte Oberseite mittig 160 cm lang einschneiden. Beginnend an der Moskitonetzseite.
- In diesen Spalt wird der Reißverschluss eingenäht. Achte darauf, dass die Reißverschlüsse nach innen zeigen. Sonst wird das Öffnen von Innen schwierig. Das Oberteil ist anschließend fertig,
- Nun kann die Unter- mit der Oberseite verbunden werden. Dazu wird die freie Seite des Moskitonetzes mit einer der kurzen Seite des Unterteils per Kappnaht verbunden. In diese Naht kann bei Bedarf eine zweite kleine Schlaufe mittig eingenäht werden. Um das Kopfteil noch besser nach oben abspannen zu können.
- Sind alle Teile miteinander verbunden, werden nun die Seitennähte geschlossen. Dazu wird die mittlerweile eine lange Stoffbahn in der Mitte gefaltet und links auf links übereinander gelegt. Anschließend werden die offenen Seiten per Gradstich mit einer Nahtzugabe von 0,5 cm zusammen gesteppt. In die kopfseitige Naht habe ich oben nach zwei elastische Kordel eingenäht. Damit kann der Biwaksack später mit zwei Heringen am Boden fixiert werden.
- Anschließend wird der Reißverschluss geöffnet und der Biwaksack gewendet. Nun wird entlang der eben genähten Seitennähte mit einer Nahtzugabe von 1,5 cm erneut entlang der Seiten abgesteppt. Fertig ist die französische Naht.
- Der Biwaksack ist jetzt fertig.
Biwaksack nähen in Bildern
Der fertige Biwaksack
Das erste Probeliegen ging schnell vonstatten. Durch den langen Reißverschluss ist das Einsteigen wirklich kein Problem. Auch habe ich in dem Biwak mehr als genügend Platz. Selbst mit der hohen Therm-a-Rest NeoAir xLite Matte* ist er nicht zu eng wenn ich auf der Seite liege. Im Fußbereich des Biwaksack ist zudem noch ausreichend Stauraum für einen kleinen Rucksack oder etwas Wechselwäsche.
Dadurch das die Moskitonetzfläche so üppig ausgelegt ist, ist die Belüftung recht gut. Wie genau sie der Biwaksack aber in der Praxis schlägt werden die nächsten Touren zeigen. Beim Nähen ist mir aufgefallen, dass der atmungsaktive Ripstop Nylon Stoff scheinbar eine einseitige Imprägnierung besitzt. Das sollte Spritzwasser somit noch besser abhalten. Also beim Selbernähen auf die richtige Seite achten.
Ach ja, der Biwaksack wiegt inklusive eines kleinen Packsack (9 g) insgesamt 257 Gramm. Leichter würde es nur mit einem konturierten Schnitt werden und bei Verwendung noch dünnerer Materialien. Diese sind meist aber unverhältnismäßig teuer. Daher bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Nutzt Du auf deinen Touren auch einen Biwaksack?
______
Anmerkung*: Einige Produkt-Verlinkungen auf dieser Seite sind Affiliate Links für die BergReif eine geringe Provision erhält, falls Du einen dieser Artikel kaufst. Für dich fallen keine Extra-Kosten an. Dies hilft mir bei der Kostendeckung dieses Blogs.
Eine Frage – verzichtest du dann dadurch auf die Unterlagsmatte (zB Tyvek Folie) unterhalb der Isomatte oder verwendest du die noch zusätzlich?
LG
Hi Anna,
Das 40D Ripstop Nylon würde auch ohne Unterlage sicherlich keinen Schaden nehmen. Persönlich nehme ich aber eine ganz leichte Unterlage aus Polycro mit, um den Biwaksack nicht direkt auf zb nassen Boden legen zu müssen.
LG Alex
Aber Achtung, Tyvek ist alles andere als wasserdicht ;-)
Servus Alex, spricht aus Deiner Sicht etwas dagegen, nahezu die gesamte Oberseite mit Mesh zu versehen?
Christoph
Hi Christof,
nicht unbedingt. Verbessert die Atmungsaktivität ungemein, aber schützt dann natürlich weniger vor Spritzwasser und dem Wind.
LG Alex
Wie könnte man denn was einnähen um das Kopfteil/Netzteil irgendwie anzuheben? Für die Leute, die nicht gerne mit Netz im Gesicht schlafen :)
Ich hab ja überlegt irgendwo eine schleife anzubringen, nur wo ist die Frage.
Hi Dean,
so eine Schlaufen habe ich an dem Biwaksack schon vorgesehen :)
LG Alex
Hallo!
Danke für das Schnittmuster und die Tipps.
Hast du darin arge Kondensationsprobleme oder hält es sich im Rahmen?
SG,
Alexander
Hi Alexander,
also bis jetzt hielten sich die Kondensationsprobleme in Grenzen. Dem recht atmungsaktiven Stoff sein dank. Aber bei sehr kalten Temperaturen kann es schon mal zur Kondensatbildung kommen. Im Frühling und SOmmer hatte ich damit aber keine Probleme.
VG Alex
Hallo Alex,
gute Idee, Tarp und Biwacksack zu kombinieren!
Wie gut hält der Oberstoff deiner Erfahrung nach (herabtropfendes Kondens-) Wasser ab?
Was hältst du für eine besser Kombi: Tarptent oder Tarp plus Biwacksack? Ich bin immer mit 2-3 Personen unterwegs und benutze Daunenschlafsäcke. Die sollen möglichst kein Kondenswasser abbekommen. Leider ist Kondens immer ein Problem, v.a. In kleinen Zelten. Bin im Sommer und Herbst unterwegs.
Danke für eine Antwort!
Viele Grüße
Thies
Hi Thies,
also viel herabtropfendes Wasser wird der atmungsaktive Oberstoff nicht abhalten. Jedenfalls nicht auf Dauer.
Ich persönlich finde ein Tarp (Pyramid Tarp) plus atmungsaktives Innenzelt für meine beste Lösung. Biwaksack nutze ich aktuell eigentlich nur bei schlechter Witterung.
Mir ist aber auch gute Ventilation immer wichtig. Mein Pyramid Tarp schützt mich durch seine Form auch gut vor Wind und Wetter und ist groß genug, um nicht mit dem Schlafsack an die Außenwände zu stoßen.
LG Alex
Hi,
ich bin grad am planen von 2 Biwaksäcken und würde gern ein ausrangiertes Zelt dafür upcyclen.
Ich hab 2 Innenkabinen und das Außenzelt.
Nun ein paar Fragen:
Dein oberer Stoff ist nicht wasserdicht, richtig?
Wird der Boden rundherum ein wenig hochgezogen, wenn man drin liegt?
Welchen Stoff würdest du als Boden nehmen, Zeltaußenstoff oder Boden von den Innenkabinen?
Vielen Dank für deine Seite und die ganzen tollen Tipps!
Hi Sarah,
genau, der obere Stoff ist bewusst nicht wasserdicht damit die Atmungsaktivität verbessert wird.
Der Boden wird ein wenig hochgezogen, wenn man drinliegt, jedoch nicht super weit.
Ich würde am ehesten den Außenstoff für den Boden nehmen, da diese meist wasserdicht sind.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei deinem Projekt!
Viele Grüße aus Freiburg,
Alex