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Wildcampen – 9 Tipps wie Du beim Wild Zelten Ärger vermeidest
Wildcampen in freier Natur ermöglicht den direkten Kontakt zu seiner Umwelt. Fernab von Zivilisationslärm und Campingplätzen mit Schrebergarten Atmosphäre, erlebt man Ruhe, Freiheit und Entschleunigung. Daher entscheide ich mich oft bewusst dafür, mein Zelt oder Tarp jenseits der ausgetreten Pfade aufzuspannen.
Leider ist besagtes Wildcampen aber nicht besonders gern gesehen und häufig sogar ausdrücklich verboten. Vor allem in Deutschland ist richtiges Wild Zelten rechtlich fast nirgendwo erlaubt. In den Alpen kocht jede Region oft ihr eigenes Süppchen, was die gesamte Lage etwas undurchsichtig werden lässt.
Daher gebe ich Dir in diesem Artikel einen groben Überblick über die rechtliche Lage in Europa, Tipps um Ärger zu vermeiden und die Natur zu schonen.
Tipps und Infos zum Wildcampen
Wildcampen Tipps in der Schnellübersicht:
- Kein Feuer machen
- Lass keinen Müll liegen
- Nicht in Naturschutzgebieten wild zelten
- Privatgrundstücke vermeiden
- Keinen unnötigen Lärm verursachen
- Dein Zelt spät auf und früh abbauen
- Benutze ein kleines Zelt mit geringem Footprint
- Nicht in Sichtweite von Wanderwegen, Ortschaften und Häusern wildcampen
Was bedeutet Wildcampen eigentlich genau?
Wenn Du dein Nachtlager außerhalb von ausgewiesenen Campingplätzen in der freien Natur aufschlägst, dann spricht man vom Wildcampen. Dadurch ist das Übernachten in der freien “Wildnis” sehr naturverbunden und frei von den Zwängen, die auf den Campingplatzen üblicherweise herrschen1 .
Dabei spielt es für die Definition keine Rolle, ob Du mit deinem Zelt in der Natur übernachtest, unter einem Tarp, oder nur mit deinem Schlafsack auf einer Isomatte. Rechtlich unterscheiden sich diese verschiedenen Arten der Übernachtung jedoch schon. Denn das Übernachten in einem Zelt, ist in den meisten europäischen Ländern ausdrücklich verboten.
Grauzone Biwakieren
Das Nächtigen unter einem Tarp, oder auf deiner Isomatte in einem Biwaksack – das sogenannte Biwakieren – stellt teilweise eine rechtliche Grauzone dar. Denn Lagern, also “eine Pause machen” ist nicht verboten. Und Biwakieren kann auch als eine Art des Lagern bezeichnet werden.
Es beschreibt das »Kampieren außerhalb von Campingplätzen während eines kurzen, durch den Anlass gebotenen Zeitraumes im hochalpinen Gelände« 2. Und dieser besagte Zeitraum ist nicht genauer definiert. Wenn man beim Biwakieren in freier Natur also erwischt wird, kann man genauso gut sagen, dass man hier liegt, um tolle Sonnenaufgangsfotos zu schießen.
Warum ist Wildcampen denn überhaupt verboten?
Ich finde es sehr schade, dass in den meisten europäischen Ländern das Wildcampen untersagt ist. Denn ich war immer der Überzeugung, dass die Menschen, die sich dazu entscheiden die Nacht bewusst in der Natur zu verbringen, diese auch respektvoll behandeln und keine unnötigen Spuren hinterlassen.
Aber dem scheint in vielen Fällen leider nicht so zu sein. Denn oft wird einfach achtlos
- Sein Müll in der Natur entsorgt
- Offenes Feuer gemacht
- In Naturschutzgebieten gezeltet
- durch unnötigen Lärm die Tierwelt gestört
- Pflanzen beschädigt
Warum sonst gäbe es ein so striktes Verbot gegen diese Form des wild zelten?
Wo ist Wildcampen in Europa denn erlaubt?
Wildcampen in Norwegen, Schweden und Finnland
Auf dem europäischen Kontinent wird das Wildcampen-Verbote nicht überall gleich behandelt. In den meisten skandinavischen Ländern wie Norwegen, Schweden und Finnland gilt das Jedermannsrecht. Dieses gesteht allen Menschen bestimmte grundlegende Rechte bei der Nutzung der Wildnis und gewissen privaten Landeigentums zu 3.
Generell ist somit das Zelten in der Natur unabhängig von der Einstimmung des Grundbesitzers möglich. Dabei sollte aber trotzdem rücksichtsvoll mit der Umwelt umgegangen und ihr kein Schaden zugefügt werden. Ausgenommen von dem Jedermannsrecht sind aber die meisten Naturschutzgebiete und Nationalparks.
Wildcampen in der Schweiz
In der Schweiz gilt interessanterweise ebenfalls das Jedermannsrecht. Dort gibt es aber etwas strengere Auflagen für das Wildcampen als beispielsweise in den skandinavischen Ländern. Zudem gibt es von Kanton zu Kanton unterschiedliche Regeln und Gesetze zum wild zelten. Generell ist das wilde Zelten dort aber nicht verboten.
In der Schweiz werden die Bereiche in denen Wilcampen verboten ist häufig auch mit Schildern gekennzeichnet. Oberhalb der Baumgrenze sein Zelt aufzuschlagen ist aber im allgemeinen kein Problem. Solange Wildruhezone, Naturschutzgebiete, eidgenössischen Jagdbanngebiete und der Nationalpark gemieden werden.
Wildcampen in Deutschland
In Kurzform kann für das Wildcampen in Deutschland gesagt werden: Es ist verboten. Die betreffenden Gesetze fußen auf dem Landes- sowie teilweise dem Bundes-Waldgesetz. Daher gibt es ja nach Bundesland unterschiedliche Regelungen zu dem Zelten in freier Natur. Erlaubt ist das Zelten somit nur an speziell dafür gekennzeichneten Orten.
Mittlerweile wurden in einigen deutschen Mittelgebirgen naturnahe Trekking-Camps errichtet. An diesen speziell ausgewiesenen Bereichen kann gegen eine kleine Gebühr nach Anmeldung das eigene Zelt im Wald aufgeschlagen werden. Meist können maximal 3 Zelte pro Platz aufgestellt werden. Die Standorte dieser Plätze werden erst nach der Anmeldung mitgeteilt. Sie sind häufig nur auf Wanderpfaden erreichbar und liegen abseits von bewohntem Gebiet. Ein guter Kompromiss zwischen Wild zelten und Campingplatz.
Solche Trekking-Camps beziehungsweise Naturlagerplätze gibt es beispielsweise im Nord- und Mittelschwarzwald, dem Pfälzer Wald oder der Eifel.
Wildcampen in Frankreich
Auch in Frankreich ist das Wildcampen untersagt. Besonders an den touristischen Hauptzentren wie zum Beispiel den Küsten, wird dieses Verbot auch intensiv kontrolliert und durchgesetzt. Mit der Zustimmung des Besitzers kann aber auf Privatgrundstücken das Zelt aufgeschlagen werden. DA gilt jedoch wiederum nicht für die Küstengebiete Frankreichs.
Ein Wildzelten Verbot besteht auch in den zahlreichen Nationalparks und Naturschutzgebieten Frankreichs. Dort kann allerdings zwischen 19 Uhr und 9 Uhr morgens das Biwakieren geduldet. Jedoch nur, wenn man mindestens 1 Stunde von der Grenze des Nationalparks entfernt nächtigt. “Richtiges” Wildcampen ist dort somit ebenfalls untersagt.
Wildcampen in den übrigen europäischen Ländern
In den übrigen europäischen Ländern ist das Wildcampen höchstens toleriert (Portugal, Polen, etc.) und ansonsten ausdrücklich verboten (Deutschland, Italien, etc.). Für Österreich herrschen teilweise unterschiedliche Gesetze und Regeln in den einzelnen Bundesländern. HIER findest Du weitere Infos dazu.
In der folgenden Übersicht könnt ihr nochmal genau sehen, welches Land welche Einstellung gegenüber Wildcampern hat:
Trotz dieses ausdrücklichen Verbotes, habe ich schon einige Male mein Zelt in der deutschen Wildnis aufgeschlagen.
Warum?
Nicht weil ich irgendwelchen Leuten auf die Füße treten oder sonstigen Ärger provozieren will. Sondern weil ich der Meinung bin, dass man bei Einhaltung gewisser Regeln der Flora und Fauna mit dem Wildcampen keinen Schaden zufügt. Ich persönlich empfinde ebenfalls, dass man die Natur dadurch bewusster wahrnimmt , besser kennen lernt und daher ihren Schutz viel ernster nimmst, als wenn man sich nur auf isolierten Campingplätzen bewegt.
Solltest Du Dir auch gerne ein einsames Plätzchen für dein Zelt in der Natur suchen wollen, dann helfen Dir diese Tipps um Ärger zu vermeiden. Generell gilt: Beim Wildcampen sind wir Gäste in der Natur und verhalten uns entsprechend.
Tipps für das Wildcampen
1. Kein Feuer machen
Ein Feuer zu machen ist fast überall, außer an ausgewiesenen Stellen, verboten. Dies gilt besonders in Gegenden die sehr trocken sind und ein Feuer leicht einen Waldbrand entfachen kann. Außerdem sind die Strafen für ein Lagerfeuer im Wald sehr viel höher.
Auch mit deinem Camping- oder Dosenkocher solltest Du vorsichtig umgehen. Stelle immer sicher, dass sich keine brennbaren Materialien in der Nähe der Flammen befinden. Lass den Kocher nicht aus den Augen. Im besten Fall kannst Du ihn auf einem Felsen oder Steinen positionieren.
Möchtest Du an einer Stelle, an der es ausdrücklich erlaubt ist ein Lagerfeuer entfachen, dann findest Du im Bergzeit Magazin einige Tipps zum Feuer machen!
2. Lass keinen Müll liegen
Wir haben immer einige Plastiktüten dabei, in denen wir unseren Abfall sammeln, mitnehmen und bei der nächsten Gelegenheit in einem Mülleimer entsorgen. Unter Müll fällt alles, was wir nach seinem Gebrauch nicht mehr verwenden können. Das gilt auch für das Toilettenpapier oder Bananenschalen. Der Lagerplatz sollte nach dem Verlassen genauso aussehen wie wir ihn vorgefunden haben.
Getreu dem Motto: “Take nothing but pictures and leave nothing but footprints.”
3. Nicht in Naturschutzgebieten wild zelten
Wie der Name schon sagt, dienen Naturschutzgebiete dem Schutz der Natur und allen darin lebenden Tieren. Meist sind diese Gebiete gut auf Karten gekennzeichnet und auch auf den Wanderwegen ausgeschildert. Hier solltest Du wirklich nicht dein Nachtlager aufschlagen, da es häufig einen guten Grund für die Errichtung dieser Schutzzonen gibt.
Außerdem drohen hier beim Wildcampen weitaus höhere Strafen, als in Gebieten die keine Naturschutzzone sind.
4. Privatgrundstücke vermeiden
Die meisten Anwohner bringen wenig Verständnis für ein unerlaubt aufgestelltes Zelt in ihrem Garten auf. Auch wenn das sehr wahrscheinlich niemand tut, gibt es auch Privatgrundstücke, die nicht so leicht vom Besitzer kontrolliert und eingesehen werden können, da sie so weitläufig sind.
Auf unserer Wanderung über den Trockenmauerweg auf Mallorca, verlief ein Großteil des Wanderwegs durch private Grundstücke. Das waren meist sehr große Ländereien auf denen Wälder, Wiesen und kultiviertes Ackerland vorkam. Auch wenn diese Grundstücke einsam erscheinen, solltest Du trotzdem weitergehen und dein Nachtlager nicht auf privatem Grund aufstellen.
Häufig sind diese Grundstücke sehr deutlich durch Schilder und Zäune markiert. Teilweise ist es jedoch möglich neben einer Berghütte zu zelten, wenn man den Hüttenwirt vorher freundlich um seine Zustimmung gebeten hat. Oft lohnt es sich auch Bauern zu fragen. Die erlauben Dir dann eventuell dein Zelt auf einem ihrer weitläufigen Grundstücke aufzuschlagen.
5. Keinen unnötigen Lärm machen
Ansonsten wird die Tierwelt empfindlich gestört. Wir sind die Gäste der Natur, also müssen wir uns auch ihren Bedingungen anpassen.
Aber was ist den unnötiger Lärm? Normale Gesprächslautstärke ist natürlich kein Problem, aber sehr laute Musik und Gegröle sind tabu. Also es sollte keine Party im Wald stattfinden.
Durch unnötigen Lärm werden eventuell auch Anwohner oder andere Mitbürger auf Dich aufmerksam. Diese werden dich dann möglicherweise darauf hinweisen, dass in Deutschland ein Wildcampen-Verbot besteht. Es ist am Besten wenn Du dich so unauffällig und rücksichtsvoll wie möglich beim Übernachten in der freien Natur verhältst.
Und das geht natürlich mit leichtem Gepäck beim Trekking am besten!
6. Dein Zelt spät auf und früh abbauen
Aus diesem Grund macht es auch Sinn, dein Zelt am Abend erst spät (kurz vor Sonnenuntergang) auf- und Morgens früh (im Morgengrauen) wieder abzubauen bevor es wieder richtig hell geworden ist. Auch so verhinderst Du ungewollten Kontakt mit “engagierten Mitbürgern” 4 die Freude daran finden, dich auf dein Fehlverhalten hinzuweisen.
Solltest Du trotzdem einmal beim Wildcampen “erwischt” werden, dann hilft es immer sich freundlich und höflich gegenüber der anderen Person zu verhalten. Wir hatten mit anderen Menschen in dieser Hinsicht noch nie Probleme und wurden auch noch keinmal von unserem Lagerplatz weggeschickt.
Solange man sich an diese Regeln hält, wird man in den meisten Fällen gar nicht erst bemerkt. Außerdem geben wir der anderen Person weniger Möglichkeiten für Konflikte.
7. Benutze ein kleines und ultraleichtes Zelt
Ein kleines und leichtes Zelt hilft Dir dabei nicht besonders aufzufallen. Durch den kleinen Footprint und die niedrigere Höhe ist dein Zelt nicht so leicht für die engagierten Mitbürger auszumachen. Außerdem findest Du dadurch auch an engeren Stellen noch ein gemütliches Nachtlager.
Durch das geringe Gewicht eines Ultraleichtzeltes, trägst Du weniger Gewicht im Rucksack. In der Folge bist Du bei gleicher Wanderstrecke deutlich fitter. Somit hast Du am Ende des Tages noch genügend Energie und Zeit, um den perfekten Zeltplatz zu finden.
8. Nicht in Sichtweite von Wanderwegen, Ortschaften oder Häusern wild zelten
Daher ist es ebenfalls sinnvoll sein Nachtlager nicht in der Nähe von Wanderwegen, Ortschaften oder generell bewohntem Gebiet zu wählen. So wird einfach der Kontakt mit Anwohner vermieden.
Außerdem möchte ich ja unter freiem Himmel zelten, um die Natur richtig genießen und erleben zu können. Das funktioniert nicht so ganz, wenn die Hauptstraße in der Nähe ist und in der Nacht dauernd das Geräusch von vorbei bretternden Lastwagen zu hören ist.
Ich versuche auch immer einen gewissen Abstand von Wanderwegen einzuhalten, um andere Wanderer mit meinem Zelt nicht in ihrer Naturerfahrung zu stören.
Für dich kommt auch Zelten im Winter in Frage? So bleibst Du dabei schön warm im Schlacksack!
9. Nicht länger als 1 Nacht am gleichen Ort wildcampen
Für mich ist das Wild zelten immer mit einer Wanderung verbunden. Daher kommt es für mich sowieso nicht in Frage länger als einen Tag am gleichen Ort zu bleiben. Solltest Du trotzdem planen zwei Übernachtungen an einem Lagerplatz zu machen, erhöhst Du so natürlich auch deine Chancen entdeckt zu werden.
Selbst in den Ländern die das Wildcampen erlauben, ist es nicht vorgesehen, dass man mehr als eine Nacht am gleichen Ort verbringt.
Die Praxis beim Wildcampen
Wir versuchen uns immer an diese Regeln zu halten und haben damit bis jetzt auch ausschließlich gute Erfahrungen hier in Deutschland gemacht. Die meisten Menschen sind bei respektvollen Umgang mit der Natur unsererseits auch sehr viel toleranter gegenüber dem wild zelten als ich das gedacht hätte.
Wie hältst Du es mit dem Wildcampen?
Welche Erfahrungen hast Du damit gemacht?
Quellen:
1 – http://wild-campen.de/ueber-wildcamping/
2 – http://wild-campen.de/rechtslage-in-deutschland/
3 – http://de.wikipedia.org/wiki/Jedermannsrecht
4 – http://wild-campen.de/verhaltensregeln/