Vor kurzem war ich das erste Mal auf dem Moselsteig unterwegs und war dort von der abwechslungsreichen Landschaft wirklich begeistert! Aber nicht nur die Landschaft, auch die Wanderwege waren von besonderer Kurzweiligkeit geprägt. Am zweiten Tag unserer Tour ging es auf den Calmont Klettersteig oberhalb des Moseldorfes Bremm.
Ein Klettersteig an den sanften Hängen und Hügel der Mosel? Wie passt das denn zusammen?
Das habe ich mich zuerst auch gefragt und fand die Sicherheitsbelehrungen am Anfang des Klettersteigs, welcher dort noch nicht als solcher zu erkennen war, etwas übetrieben. Diese Einstellung habe ich glücklicherweise später wieder geändert. Denn der Calmont Klettersteig wurde vor einigen Jahren im steilsten Weinberg Europas angelegt.
Tourenbericht Calmont Klettersteig
Wir starten im kleinen Dörfchen Bremm am frühen Morgen. Leider hängen die Wolken hängen noch sehr tief und verdecken die Gipfel des Calmont Gebirgszugs. Nachdem wir den Friedhof und die Kirche des Dorfes passiert haben, geht es über eine Treppe direkt hinein in den Weinberg. Über schmale Pfade führt uns der Weg in leichtem Auf und Ab entland der Flanke des 380 Meter hohen Höhenzuges.
Es ist Mittwoch Morgen und es sieht nach Regen aus. Entsprechend leer ist der schmale Wanderweg. An einer kleinen Kreuzung halten wir uns Rechts und folgen der Markierung Nummer 8 in Richtung des Calmont Klettersteig. Rechts unter uns liegt eine kleine Halbinsel, auf welcher die Ruine des Klosters Stuben schon seid fast 900 Jahren ruht.
Auch wenn das Wetter nicht so perfekt wie am Vortag ist, sieht die Landschaft in ihrem frischen Blättergewand einfach nur schön aus! Der Frühling erfreut mich selbst in dichter Wolkensuppe.
Einstieg in den Calmont Klettersteig
Kurz darauf beginnt endlich der Einstieg in den Kletterstieg.
Über Trittbügel, steil angelegte Pfade, Leitern und Drahtseilversicherte Passagen geht es weiter quer entlang der Calmont Flanke. Die sehr abwechslungsreiche Strecke macht richtig Laune und wird ihrer Klettersteig Bezeichnung überraschend gerecht. Ein Sicherung in Form eines Klettersteigsets ist dafür jedoch nicht nötig.
Mit guter Trittsicherheit stellen die schwierigsten Passagen für erfahrene Wanderer auch kein Problem dar. Während der gesamten Kletterei haben wir durchgehend eine tolle Aussicht auf die Mosel und die umliegenden Weinberge. Besonders beeindruckend finde ich die extrem steil angelegten Monorackbahnen innerhalb der Weinberge, die mich ununterbrochen an waghalsige Achterbahnfahrten erinnern.
Nach dem Überklettern einer vertikalen Leiter folgt der Aufstieg zur Galgenlay über die Bremmer Todangst.
Der steile Aufstieg bringt mich dann das erste mal richtig auf Temperatur und die Schweißperlen rinnen mir die Stirn herab. Oben angekommen genießen wir neben der Todesangst Fahne erneut die Aussicht auf die nebelverhangen Berge der Mosellandschaft. Die Fahne markiert an diesem Punkt auch das Ende des 2.8km langen Calmont Klettersteigs.
Für schlechtes Wetter:
Vor hier ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Galgenlay. Wir sparen uns aber den kleinen Umweg zur gleichnamigen Hütte und steigen nun durch einen Mischwald die letzten Höhenmeter weiter in Richtung des Vier-Seen-Aussichtspunkts auf. An dieser Stelle erzeugt die Mosel mit ihren unzähligen Kurven und Windungen den Eindruck einer Vier-Seen-Landschaft. Zwischen uns wabert der Nebel durch die noch kahlen Äste des Waldes und erzeugt eine sehr mystische Stimmung.
Ab hier verläuft unsere Wanderung auf dem Moselhöhenweg durch mal mehr oder weniger dichten Wald und behält keinerlei Schwierigkeiten mehr für uns bereit. Es ist sehr entspannend bei diesem Nebelwetter zu wandern, da alle Geräusche wie gedämpft erscheinen und erneut keine Menschenseele weit und breit zu sehen ist.
Das ändert sich mit dem Erreichen des Bremmer Gipfelkreuzes. Denn dieses kann auch mit dem Auto erreicht werden. Normalerweise hat man von hier eine fantastische Aussicht auf die Mosel. Diese wird heute jedoch durch zahlreiche Nebenschwaden verdeckt.
In unserer Nähe befindet sich eine kleine Gruppe Rentner, deren männliche Mitglieder sich aufgrund des Wetters mit unfassbar schlechten Wortwitzen bei Laune zu halten versuchen. Daher ist das Gipfelkreuz leider momentan ein denkbar ungeeigneter Ort für eine ruhige Pause. Wir steigen deshalb ein paar duzend Meter auf schmalen Pfad hinab und erreichen ein kleine Hütte, an welcher wir in Ruhe die nun aufklarende Aussicht auf die Mosel und unsere Brotzeit genießen können.
Von hier sind es nur noch eine knappe halbe Stunde zurück nach Bremm. Der Weg ist jedoch erneut recht steil und jeder Schritt auf dem rutschigen Waldpfad will gut überlegt sein. Nachdem wir den Wald verlassen haben, wandern wir wieder durch die unzähligen Weinberge.
Die letzte Bank vor Bremm sieht heute einfach zu verlockend aus, um sie einfach so links liegen zu lassen. Daher werden nun nach den knapp 7 Kilometer Wanderweg und Klettersteig schon vorzeitig die Füße hochgelegt!
Infos zum Calmont Klettersteig
Der Calmont Klettersteig weckt unerwartet alpine Gefühle. Durch seine Lage im steilsten Weinberg Europas sind die schmalen, felsigen und versicherten Passagen durchaus vergleichbar mit einigen Kletterpassagen in den Alpen. Jedoch sind mit stabilem Schuhwerk* und einer guten Trittsicherheit die versicherten Stellen für erfahrene Wanderer kein Problem. Bei Regen oder feuchter Witterung können einige Abschnitte jedoch fies rutschig sein.
Die von uns gewanderte Runde über den Calmont Klettersteig hatte eine Länge von circa 6,2km. Dabei waren knapp 400 Höhenmeter im Aufstieg sowie im Abstieg zu bewältigen, für die wir ungefähr 3 Stunden benötigt haben – inklusive Pause. Wir hatten jedoch auch einen zügigen Tritt an diesem Tag drauf.
Karte
Eine ausführliche Wegbeschreibung inklusive der GPS-Daten der Tour zum Klettersteig findest Du auf OutdoorActive.com.
Anreise zum Calmont Klettersteig
Mit dem Auto ist die Anreise zum Calmont Klettersteig relativ problemlos. An der Hauptstraße in Bremm gab es zahlreiche Parkmöglichkeiten.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist es etwas umständlicher. Am besten Du fährst mit der Bahn bis ins Nachbardörfchen Neef und nimmst von dort den Bus oder gehst die knapp 2 Kilometer zu Fuß zum Startpunkt der Wanderung.
Bildergalerie
Weitere Tourenberichte
- Caro und Chris von Bergstorming waren im Dezember 2016 auf dem Calmont Klettersteig unterwegs. Sie haben tolle Bilder in ihrem Bericht mitgebracht.
- Philip vom Lieblingsplätze-Blog über die sommerliche Tour auf dem Calmont. Hier der Bericht.
Warst Du schon einmal auf dem Calmont Klettersteig unterwegs?
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Ein wunderschönes Fleckchen und das genau vor der Tür Deutschlands. Keine Kopf-ins-Genick-Höhe aber eine phantastische Aussicht & dabei ganz viel davon. Waren zwischen Weihnachten und Neujahr auf dem Moselsteig und haben dem Calli zwischen dem Winterfrost mal auf den Zahn gefühlt. Chill-De-Will on the Hill! ? Danke für die tolle Inspiration und den coolen Bericht Alex und danke, dass wir mal sehen, wie es dann ohne Wolkendecke aussieht!
Eure Bilder sehen echt klasse aus!
Aber ganz ohne Wolkendecke sind wir ja leider nicht ausgekommen ;)
LG Alex
nette Kraxelei – aber leider mehr Wandertour als Klettersteig Tour ;-)
Aber landschaftlich allemal lohnend!