Richtiges Verhalten bei Gewitter in den Bergen
Binnen einer halben Stunde kann der vorher noch blaue Himmel mit massiven Gewitterwolken überzogen sein und ein kräftiger Wind fegt den letzten Gedanken an den anfänglich so schönen Sonnentag ins Tal hinab. Kurze Zeit später zucken die ersten Blitze über den Himmel und werden von schallendem Donnergrollen bedrohlich begleitet. Richtiges Verhalten bei Gewitter in den Bergen ist dann entscheidend.
Denn ein Blitz erhöht die Temperatur der Luft, die er durchdringt, schlagartig auf bis zu 30.000°C . Beim anschließenden Einschlag kann er dann eine Stromstärke von bis zu 300.000 Ampere entladen. Somit können sie in den Bergen eine tödliche Gefahr für uns als Wanderer bzw. Bergsportler darstellen.
So – genug der Theorie, kommen wir nun zu den 7 Tipps für richtiges Verhalten bei Gewitter in den Bergen:
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Richtiges Verhalten bei Gewitter in den Bergen:
1. Exponierte Stellen schnellstmöglich verlassen
Blitze suchen sich meist den kürzesten und widerstandslosesten Weg zur Erde aus, um sich zu entladen. Besonders gefährdet sich somit exponierte Gipfel, Grate oder Felsvorsprünge. Diese solltest Du bei einem herannahenden Gewitter schnellstmöglich verlassen. Aber auch Seilbahnmasten, flache Hochebenen oder alleinstehende Bäume solltest Du meiden, da sie ebenfalls günstige Entladepunkte für den Blitz bieten.
Ein dichter Wald hingegen bietet Dir da schon mehr Schutz. Natürlich kann der Blitz auch dort in jeden beliebigen Baum einschlagen. Aber das es gerade der ist, unter dem Du dich befindest, ist relativ unwahrscheinlich.
2. Drahltseil- und Eisenversicherungen möglichst nicht mehr berühren
Befindest Du dich gerade auf einem Klettersteig, solltest Du auch diesen so schnell es geht verlassen. Denn die Eisen bzw. Stahlsicherungen fungieren bei einem Blitzeinschlag wie ein Blitzableiter und leiten bis zu 300.000 Ampere zu dem oder denjenigen, die sich gerade an diesen Sicherungen befinden.
Es reicht oft auch schon, dass der Blitz nur in die Nähe der Eisensicherungen einschlägt, da durch die oft regennasse Oberfläche der Strom sehr gut zu den Klettersteig-Sicherungen geleitet wird. Auf unserer Trekkingtour in den Brenta Dolomiten galt es beim gewitterbedingten, zügigen Abstieg auch eine kurze Stahlseilversicherte Passage zu überwinden, und dass ohne die Sicherungen zu berühren. Dass war eine ganz schöne Herausforderung, die aber, auf dem Hosenboden rutschend, von jedem glücklicherweise erfolgreich gemeistert wurde.
3. Verhalten bei Gewitter in den Bergen: Eine sichere Position suchen
Eine relativ sichere Position vor einem Blitzeinschlag befindet sich in der Nähe von hohen Felswänden. Die Stelle wird auch Schattendreieck 4 genannt. Dieses Dreieck befindet sich 2 Meter von einer Felswand entfernt und hat die Seitenlänge von 15 Metern. Dort ist man vor einem Blitzschlag, sowie indirekten Streifblitzen, in alpinem, unbewaldetem Gebiet einigermaßen sicher.
Verhalten bei Gewitter – die 2 Gewittertypen
Wärmegewitter
Wie der Name schon erahnen lässt, enstehen Wärmegewitter fast ausschließlich in der warmen Jahreszeit. Durch eine starker Erwärmung der bodennahen Luft, verdunstet sehr viel Wasser und steigt anschließend in die Höhe auf 1. Dadurch bilden sich im Tagesverlauf Gewitterwolken, die sich meist erst am späten Nachmittag entladen. Ist also ein Wärmegewitter angekündigt, können wir dieses häufig umgehen, indem wir sehr früh zu unserer Tour aufbrechen und somit vor dem Eintreffen des Gewitters unsere Unterkunft erreicht haben.
Frontgewitter
Im Gegensatz zu einem Wärmegewitter können Frontgewitter das ganze Jahr über auftreten. Sie entstehen an der Grenze einer herannahenden Kaltfront, die sich unter eine feucht-warme Luftschicht schiebt und diese zum aufsteigen zwingt ². Daher kommt es bei Frontgewittern meist auch zu einem heftigen Temperatursturz. Sind also Frontgewitter angesagt, ist es ratsam an diesem Tag nicht zu einer längeren Bergtour aufzubrechen!
4. Bei direkter Gefahr auf Rucksack oder Isomatte hocken
Ist das Gewitter direkt über Dir und es besteht keine Möglichkeit mehr weiter abzusteigen, dann hock Dich auf deinem Rucksack oder der Isomatte auf deine Fußspitzen und stelle die Füße eng zusammen. Ein großer Fehler, den Du in dieser Situation machen kann, ist sich instiktiv flach auf den Boden zu legen. Denn so erhöhst Du die Fläche die den meist nassen Boden berührt und bietest den indirekten Blitzeinschlägen die Möglichkeit, den Strom über deinen Körper fließen zu lassen.
Um das weitestgehend zu verhindern, gilt es die Kontaktfläche deines Körpers mit dem Boden so gering wie möglich zu halten. Der Rucksack und/oder die Isomatte unter den Füßen isoliert ein wenig gegen den nassen Untergrund. Und die eng zusammengestellten Füße verhindern, dass der Strom durch deinen kompletten Köper geleitet wird.
Für schlechtes Wetter:
5. Abstand zwischen den Gruppenmitgliedern halten
Bist Du in einer mehr-köpfigen Wandergruppe unterwegs, dann haltet untereinander großen Abstand. So wirkt ihr zusammen nicht als große Erhebung ³ und falls im schlimmsten Falle ein Mitglied vom Blitz getroffen werden sollte, sind die anderen noch da, um Hilfe zu leisten.
6. Entsprechenden Wetterschutz dabei haben
Da ein Gewitter meist auch mit einem Temperatursturz, heftigen Regen-und/oder Hagelschauern daherkommt, ist ein entsprechender Wetterschutz unbedingt notwendig. Das umfasst eine wärmende Isolationsschicht*, eine wasserdichte Regenjacke und eine Regenhose*.
7. Am Vortag immer die Wetterlage checken
Gewitter kannst Du am einfachsten vermeiden, indem Du dich am Vortag deiner Wanderung oder Bergtour ausführlich über das kommende Wetter informierst. Wie schon oben geschrieben, können wir Wärmegewitter gut vermeiden, dadurch dass wir früh morgens aufbrechen und somit früh an unserem Ziel ankommen.
Frontgewitter vermeidest Du, indem Du deine Tour verschiebst, das Gewitter abwartest oder zum Beispiel den Hüttenwirt um Rat fragst. In diesem Fall ist eine defensive Herangehensweise die sicherste.
Wenn Du eine mehrtägige Tour planst und nicht jeden Tag einen aktuellen Wetterbericht zu Hand hast (kein Internet, keine bewirtschaftete Berghütte, etc.), dann hilft dir meine kleine Wetterkunde eventuell, um eine grobe Einschätzung des kommenden Wetters zu treffen.
Quellen:
- 1 – Frontgewitter.de
- 2 – wissen.de
- 3 – Bergsteigen.com
- 4 – Bergleben.de
Wie sieht dein Verhalten bei Gewitter in den Bergen aus?
Was sind deine Erfahrungen?
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Ein sehr gut geschriebener Artikel.
Vielleicht hast du ja Lust bei Gelegenheit bei meinem Blog vorbei zu schauen. Viele Grüße und weiter so!
http://www.outdooraesthetics.org
Hi Alex,
mich würde interessieren ob du auch Tipps zum gewittersicheren Aussuchen von Zeltplätzen hast. Danke dir!
VG,
Johannes
Hi Johannes,
Uff…Das ist schwer zu sagen. Generell: Je tiefer desto besser. Und im Wald würde ich die Gefahr auch etwas geringer einschätzen.
LG Alex
Danke für die Tipps zum richtigen Verhalten bei Gewitter in den Bergen. Mein Onkel hat sich letztens vom Elektriker Blitzschutz für sein Haus einbauen lassen. Gut zu wissen, dass ein Blitz die Temperatur so stark erhöhen kann.
LG
Ich finde das beschriebene Thema Blitzschutz sehr spannend und habe schon viel darüber gelesen. Im Internet habe ich noch andere sehr hilfreiche Seite gefunden.