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16 Tage weiße Berge, brennende Oberschenkel und leichtsinnige Freerider
Dieses Jahr war es irgendwie anders. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies das erste Mal ist, dass ich ein wenig froh bin, ein paar Tage lang keine Skier mehr unter den Füßen zu tragen.
Nicht weil es mir keinen Spaß gemacht hätte. Auch nicht, weil der Schnee oder das Wetter zu schlecht gewesen wären. Und erst Recht nicht, weil es langweilig geworden wäre. Aber 16 Tage Non-stop Freeriden verlangen dem Körper doch schon einiges ab. Und über unberührte Natur und freie Hänge kann man sich auch nicht immer freuen…
Freeriden wird unter den Wintersportlern immer mehr zur Trendsportart. Was vor einigen Jahren nur ein paar Waghalsigen vorbehalten war, treibt heute schon fast die breite Masse. Es gab Tage, da war abseits der markierten Pisten schon fast mehr Betrieb, als innerhalb der Orange-Roten Stangen.
Einer der Gründe warum wir vor vielen Jahren damit angefangen haben, scheint sich so allmählich in Luft aufzulösen.
Trotz alledem war es eine fantastische Tour, über deren Ende sich mein Körper (besonders Knie und Oberschenkel) wohl am meisten freut.
Aber langsam! Wo genau ging es denn überhaupt hin??
Freeride Engelberg
In das mir heimische und malerische Bergdorf Engelberg am Fuße des 3.200 Meter hohen Titlis, welches mit seinen (leider sehr) bekannten und schneesicheren Freeride-Abfahrten lockt:
Seit mittlerweile 27 Jahren ist der Ort in der zentralschweizer Bergwelt wie ein 2.tes Zuhause für mich. Alle Aufenthalte zusammen addiert, habe ich wohl um die 2 Jahre dort verbracht und ein Ende scheint glücklicherweise nicht in Sicht.
Der kürzliche Freeski-Trip dorthin mit einigen meiner besten Kumpels und meiner Freundin, war aus den folgenden 3 Gründen aber etwas anders als sonst:
1 . Der milde Winter
Schon auf der Schneeschuhtour im Dezember konnte man fühlen, dass dies wohl ein etwas wärmerer Winter werden würde. Normalerweise wird Engelberg durch den Nordstau im Winter zuverlässig mit reichlich Neuschnee gesegnet. Doch diese Saison wollte sich einfach kein richtig heftiger Schneefall einstellen.
An manchen Nachmittagen wurden im Tal auf 1050m um die 12°C plus (!) gemessen. Das dann eher Frühlings- statt Winterstimmung aufkommt, ist leicht nachzuvollziehen.
Passend für den Winter:
So war die gesamte Schneelage im Gebiet eher mittelmäßig, aber im Vergleich zu den gesamten Alpen wohl dennoch recht gut.
Aber Sonne in den Bergen macht mir einfach immer gute Laune und von daher konnte ich mich mehr meinem fotographischen Hobby widmen und reichlich Bergfotos schießen.
2 . Die Massen an Freeridern und Leichtsinnigen
Vor ein paar Jahren waren Ski mit 100 Millimetern unter der Bindung reinrassige und fette Freeride-Ski. Heutzutage werden diese als alltags-taugliche Allmountain-Modelle vermarktet. Dadurch erschließt sich scheinbar auch der breiten Masse an Skifahrern das unverspurte Gelände abseits der markierten Pisten.
Gerade das an das Verkehrsnetz sehr gut angebundenen Engelberg wird im gesamten Winter Pilger-ähnlich von zahlreichen Anhängern der Freerideszene besucht. Besonders das Marketing in den Skandinavischen Ländern scheint dabei außerordentlich gut zu funktionieren. (Und mit meinen Skivideos trage ich dazu ja leider auch irgendwie bei….)
Was die Bergbahnbetreiber freut, gefällt jedoch nicht jedem.
An einem sonnigen Tag, welcher mit frischem Neuschnee und besten Verhältnissen zum Freeriden lockt, arten die Szenen an der Talststation teilweise schon zu tumultartigem Gedränge aus. Jeder möchte unbedingt der Erste oben am Hang sein, um seine Linie in den unverspurten und locker-leichten Tiefschnee zu ziehen. Das führt nun immer häufiger zu lautstarkem Gedränge und einigen körperlichen Auseinandersetzungen vereinzelter Freerider.
Und vorbei ist für mich die entspannende Ruhe und der Genuss der erhabenden Bergwelt.
Klar, die möglichen Offpiste-Abfahrten sind im Titlis Gebiet extrem varianten- und abwechslungsreich. Außerdem kann das Gebiet mit einer fantastischen Bergkulisse aufwarten. Aber wenn nach 2 Stunden schon von Hunderten Freeridern ein Großteil des Geländes pistenartig zerfahren wurde, dann artet der ganze Sport sehr schnell in Stress aus.
Gefühlt führt dieses Konkurrenzverhalten um die First-Line auch zu einer höheren Risikobereitschaft. Es werden lawinengefährdetere Hänge befahren, nur um noch wenigstens eine eigene Spur in den Schnee ziehen zu können.
Alleine bei unserem Aufenthalt in Engelberg sind mehrere Lawinen von Freeridern ausgelöst worden.
Um nicht selber in diesen Stress um die erste Gondel zu geraten oder ihn mit zu produzieren, haben wir es uns am Frühstückstisch gemütlich gemacht und die schöne Aussicht lieber etwas länger genossen. Aber ich merke immer wieder, dass ich dem Zwang widerstehen muss, nicht als erster an der Station stehen zu wollen.
Aber mit ein bisschen Ortskenntnis und etwas Weitsicht, kann man auch noch ohne Stress zu malerischen Landschaften und frischem Schnee gelangen. Wir hatten trotz des großen Andrangs fantastische Abfahrten und eine grandiose Zeit im Schnee. Wie das folgende Bild zeigt:
3. Körperliche Belastungsgrenze
16 Tage Freeskiing. Ohne Pausentage. Ohne Worte!
Das das ziemlich anstrengend sein kann, besonders für die untere Hälfte des Körpers, dürfte jedem klar sein. Daher freue ich mich riesig auf ein paar Tage ohne ausgiebige Bewegung :)
Fazit zur Tour
Für mich ist es einfach immer gigantisch in den Bergen zu sein! Ob es nun voll ist oder nicht. Denn mit ein klein wenig Ortskenntnis und Aufwand findet man immer ein schönes Plätzchen, um das zu genießen, weshalb ich gekommen bin. Die Berge und die Ruhe der Natur!
Das war auch diesmal einschränkungsfrei möglich. Aber in Zukunft werden wir uns stärker auf das Schneeschuhwandern und Skitouren gehen ausrichten, um unabhängig von Bergbahnen und Öffnungszeiten die alpine Landschaft zu erkunden. Außerdem kann man sich dann mehr auf die Entschleunigende Komponente des Bergsports konzentrieren. Das Bergaufgehen.
Jetzt ist für mich die Wintersport Saison jedoch erstmal vorbei und die Vorfreunde auf die ersten längeren Wandertouren im Frühling steigt bereits!
In den 2,5 Wochen konnte ich wie schon erwähnt meinem Hobby, dem Fotografieren wieder ausführlich nachgehen. Nachfolgend habe ich Dir daher einige Bilder unserer Tour zusammengestellt:
Bildergalerie
Salomon Rocker 1 | Mit Vollgas durch jeden Schnee | Skitest
Dieser Artikel ist vielmehr ein Tribut als ein reinrassiger Skitest des Salomon Rocker 1. Leider wird er seit einigen Jahren nicht mehr hergestellt und wurde von seinem neuen Bruder Salomon Rocker 2 von der Bildfläche verdrängt. Meiner Meinung nach zu unrecht! Für mich ist der Rocker 1 eine Powder-Wunderwaffe, welche mit fast jeder Art von Schneebedingungen zurecht kommt. Man darf ihn dabei aber niemals aus den Augen lassen, denn Fehler verzeihend ist das letzte was zum Rocker 1 passt!
Hier erstmal ein paar Specs
Längen: 192 cm
Taillierung: 147-127-137 mm
Radius: 48.5 m
Gewicht/Ski: 2.900 g
Ausstattung: Tip-Rocker, Flat Tail, Schwalbenschwanz
Kern: Holz
Rocker: Tip-Rocker, Flat-Tail
Einsatzbereich: Big Mountain Freeride
gefahrene Tage: > 100
Salomon Rocker 1: Eine massive Erscheinung
Der Salomon Rocker 1 ist nur in einer Länge von 192 cm erhältlich. An der Schaufel besitzt er einen massiven Tip-Rocker mit 720 mm, welcher aber durch Early Rise nicht zu hoch aufbaut. Das Skiende besteht aus einem Flat-Tail mit integriertem Schwalbenschwanz (eine nahezu dreieckige Aussparung am Skiende). Mit knapp 3 Kilogramm pro Ski (ohne Bindung) ist er sicherlich kein Leichtgewicht und drückt eine ganz schöne Delle in die Schulter auf dem Weg zum Lift. Dieses Gewicht wird sich im Einsatz nachher aber als einer der großen Vorteile herausstellen.
Unter der Bindung und bis zum Skiende ist der Flex des Rocker 1 sehr hart. Zur gerockerten Skispitze hin wird die Steifigkeit etwas weicher. Der Sidecut ist mit 127 mm unter der Bindung definitiv für tiefe Verhältnisse ausgelegt. Mit diesem Abmessungen und dem gigantischen Rockerprofil ist eine abtauchende Schaufel kaum erlebt worden. Montiert habe ich auf dem Salomon Rocker 1 eine Marker Jester 12/13. Ich wiege knapp 90 Kilogramm bei einer Körpergröße von 197 cm.
Testbedingungen
Ich fahre den Rocker 1 nun seit knapp 2 Jahre relativ regelmäßig und habe mit ihm alle möglichen und unmöglichen Schneearten erlebt. Von windgepressten Bruchharsch über normale Pisten bis hin zu feinstem Champagne Powder. Gefahren wurde hauptsächlich am Titlis Gebiet in Engelberg.
POWDER
Hier kann der Salomon Rocker 1 seine wahre Natur richtig ausleben. Selbst bei 10 cm Neuschnee schwimmt er schnell auf und lässt einen sofort wunderbares Surf-Feeling erleben. Wird der Neuschnee tiefer verstärkt sich das ganze noch. Einen Tip-Dive habe ich dabei nie erlebt.
Am liebsten mag der Solomon Rocker 1 das weite, offene Gelände und steile Hänge. Selbst bei Vollgas ist er super spurtreu und liegt stabil im Schnee. Und er wird schon bei moderatem Gefälle schnell. Sehr schnell. Es ist wirklich unglaublich wie flott der Rocker 1 Fahrt aufnimmt und einen dabei mitreißt. Er ist definitiv ein Charger!
Trotz seines Vollspeed-Charakters ist er erstaunlich wendig, wenn man ihm ein paar engere Schwünge aufzwingen möchte. Durch seinen sehr langen Tip-Rocker gelingen Richtungsänderungen im Powder wirklich angenehm. Ein Verschneiden im Schnee wird dadurch auch minimiert.
ZERFAHRENES
Perfekte Powder-Verhältnisse gibt es in Engelberg aufgrund seiner Freeride Berühmtheit nur maximal 1-2 Stunden nach einem frischen Schneefall. Daher musste der Rocker 1 häufig durch zerfahrenen Schnee pflügen. Und das tat und tut er immernoch mit Bravur! Durch seine 3+ kg Gewicht mit Bindung und dem steifen Flex, marschiert er durch alle Schneearten die ihm im BC vor die Schaufel kommen wie das heiße Messer durch die Butter. Und der Rocker 1 macht dabei auch noch so viel Spaß, wie ich ihn bei schlechten Verhältnissen mit keinem anderen Ski erlebt habe.
Bei Harsch muss man jedoch aufpassen das der Ski einem nicht verschneidet. Das passiert aufgrund seiner Aggressivität dort schon mal häufiger.
BUCKEL
Ganz klar nicht die Lieblingskategorie des Salomon Rocker 1. Durch seine große Länge und das nicht besonders wendige Flat-Tail, fühlt man sich im buckligen und harten Gelände nicht wirklich wohl. Diese Verhältnisse habe ich immer vermieden, aber im freien Gelände auch nur sehr selten angetroffen.
PISTE
Sofern man nicht versucht den Rocker 1 für einen Carving Schwung auf die Kante zu stellen (hat mich fast mein linkes Innenband gekostet), klappt Fahren auf der Piste für einen Ski dieser Kategorie relativ ordentlich. Ein paar Parallelschwünge auf eisiger Piste zum Lift sind allemal drin, mehr sollte man von ihm aber auch nicht erwarten. Er ist und bleibt ein reinrassiger Big Mountain Freerideski.
Für wen ist der Ski geeignet
Er fordert auf jeden Fall eine führende Hand, ansonsten nimmt er dem Fahrer sehr schnell die Zügel aus der Hand und macht sein eigenes Ding. Deswegen sollte man vom Körpergewicht her nicht zu leicht sein und schon Erfahrung im Back-Country haben, um ihn in allen Situationen unter Kontrolle behalten zu können. Somit ist der Salomon Rocker 1 eher für sehr gute Fahrer geeignet. Beherrscht man ihn, macht er verdammt viel Spaß!
Fazit zum Salomon Rocker 1
Vollgas und große Turns im freien und steilen Gelände sind das Metier des Salomon Rocker 1. Da macht ihm so schneller kaum einer was vor. Das Surf-Feeling ist selbst bei geringen Neuschneemengen hervorragend und er reagiert trotz des riesigen Radius überraschend wendig, wobei er natürlich kein agiler Treeskiing Ski ist. Man muss den Rocker 1 aber auch beherrschen können. Freeski-Erfahrung und eine ordentliche Portion Schmalz in den Beinen sind erforderlich um Spaß mit der Rakete zu haben.
Weiterführende Links:
GoPro: Afterglow – Night Skiing
Wer sich einmal gefragt hat wie es ist mitten in der Nacht im Backcountry Ski zu fahren bekommt dank der Produktion Afterglow von Sweetgrass einen guten Einblick.
Was das Video aber besonders macht, sind die selbstgebauten, bunt leuchtenden LED-Anzüge mit denen die Fahrer unterwegs sind. Zusammen ergibt das ein ungewöhnliches und sehr sehenswertes Offpiste Spektakel.
Gefilmt wurde das Ganze mit der GoPro Hero3+.
Fahrer:
Pep Fujas
Chris Benchetler
Eric Hjorleifson
Location:
Alaska