Ich sitze am geschäftigen Bonner Hbf. Es ist 17:30 Uhr und Feierabendbetrieb. Baby’s schreien, die Menge unterhält sich, die U-Bahn quietscht, 3 Leute streiten und die Ansage kündigt die Line 63 an. Die angespannten Mienen auf den Gesichtern beschreiben die vollgestopfte Haltestelle perfekt. Der Boden riecht nach Gummi und die Luft ist ziemlich stickig.
Mittendrin sitze ich. Auf dem schmalen Sitz einer Plastikbank und fühle mich vollkommen zufrieden!
Erschöpft aber dennoch zufrieden. Dieses Gefühl ist die Belohnung für die 33 km lange Non-Stop-Wanderung auf der Feuerroute durch den Naturpark Rheinland. Zugegeben, das Wetter war so mittelmäßig, der Belag des Wanderweges bestand meist aus Asphalt und auf 33 km recht neue Wanderschuhe* einzulaufen ist eine sehr schlechte Idee! Viele Gründe also, die gegen diese Wanderung sprechen.
Trotzdem sitze ich auf der Bank und bin glücklich diese Wanderung gemacht zu haben!
Naturpark Rheinland: Die Feuerroute
Simone von OutZeit Passau fragte mich, ob ich denn nicht Lust hätte sie auf die Wanderung über die Feuerroute im Naturpark Rheinland zu begleiten. 33 Kilometer an einem Tag zu wandern stand zufälligerweise noch auf meiner To-Do Liste, und so sagte ich natürlich prompt zu.
Von Köln aus dauert die Anreise nicht einmal eine ganze Stunde und so standen wir schon um kurz nach neun am Startpunkt, des erst im April 2015 eröffneten Wanderweges in Rheinbach. Nachdem wir aus der kleinen Stadt hinausgewandert sind, geht es über einen breiten Forstweg hinein in den Rheinbacher Wald, der jetzt Mitte Mai schon erfreulich grün ist. Nach einer scharfen Linkskurve verläuft der breite Weg endlich in einen schönen Waldpfad.
Auf Höhe der Burgruine Tomburg verlassen wir den Wald jedoch schon wieder und sehen das alte Gemäuer über die Baumkronen ragen.
Anschließend geht es auf asphaltierten Straßen und Schotterwegen durch Gerstenfelder und vorbei an vielen Obstplantagen. Dabei haben wir das noch relativ weit entfernte Siebengebirge immer im Blick. Jeder einzelne Gipfel ist dabei jedoch schon gut auszumachen.
Nach circa 11 Kilometern machen wir hinter Meckenheim die erste kurze Pause und lassen auf einer Holzbank die Beine etwas baumeln. Die Aussicht über das Feld, hinüber zu den mehrspurigen Stromtrassen, ist nicht die schönste, aber ich freue mich, dass mir meine neuen Salewa Wanderschuhe* so gut passen und keine Probleme an den Füßen bescheren.
Im fortwährenden Prozess meine Wander-Ausrüstung zu erleichtern, wurden als neuester Schritt die schweren Bergstiefel gegen halbhohe und sehr viel leichtere Zustiegsschuhe getauscht. So geht es auch nach der Pause leichten Schrittes weiter.
Passend für Deine Ausrüstung:
Wir passieren die Burg Münchhausen mit ihren vielen Pferden und durchqueren die kleine Siedlung Adendorf und die angrenzende Grube Erhard, wo viele Jahre lang Ton abgebaut wurde. Dieses Stück kann ich nun nicht wirklich als landschaftlich reizvoll beschreiben, da es häufig durch kleine Dörfer geht und die Asphaltpassagen allmählich etwas Überhand nehmen.
Bald erreichen wir erneut ein Waldstück, in welchem wir jedoch ebenfalls nur einer sehr langen und breiten Forststraße folgen. Interessante und abwechslungsreiche Pfade sucht man hier leider vergebens.
Endlich kommt für ein paar Minuten die Sonne hinter den Wolken hervor und erleuchtet die grüne Landschaft. Es geht vorbei an der Burg Sudenau und nach einer scharfen Rechtskurve erneut auf eine lange Gerade, die uns nach circa 3 Kilometern nach Holzem und anschließend zum 258 Meter hohen Wachtberg führt. Hier machen wir nach 21 Kilometern unsere 2.te Pause.
So langsam werden die Beine ein wenig schwer und die ersten Anzeichen von Müdigkeit setzen ein. Mit 13 Kilometern haben wir aber noch ein gutes Drittel der Strecke vor uns und beisen deshalb nochmal kräftig in die Brotzeit.
Nachdem wir das Siebengebirge für einige Zeit aus den Augen verloren hatten, ist es hinter dem Wachtberg nun wieder deutlich zu erkennen und auch schon um einiges näher gekommen. Die Drachenburg und die Burgruine am Drachenfels sind genau auszumachen.
Nun geht es in einer weiten Schleife um das Dorf Berkum herum, um es dann anschließend doch zu durchqueren. Es kommt nun häufiger vor, dass uns die Streckenführung der Feuerroute etwas eigenwillig und willkührlich vorkommt. Oft wird man nicht auf dem direkten Weg durch die Dörfer geleitet, sondern muss teilweise fragwürdige Umwege laufen, ohne ersichtlichen Mehrwert wie beispielsweise eine besonders schöne Aussicht.
Mit mittlerweile gut 25 km in den Beinen fällt uns sowas natürlich direkt auf ;) Die folgenden 5 Kilometer führen ausschließlich auf asphaltierter Strecke entlang und durch 3 kleine Dörfer. Langsam merke ich ein leichtes Stechen unter meinem rechten Fuß und wünsche mir den weichen Waldboden zurück.
Kurz vor Niederbachem geht es rechts den Berg hoch und wir erleben den ersten richtigen Anstieg der heutigen Wanderung im Naturpark Rheinland. Der Puls kommt nochmal richtig auf Touren und der veränderte Gehwinkel kommt schon fast einer Entspannungsübung für die Füße gleich.
Nach mehreren links/rechts Kombinationen überschreiten wir die 30 Kilometermarke und mit dem Rodderberg kommt unser Ziel immer näher in Sicht. So allmählich wandelt sich das Stechen in den Füßen in ein Brennen, und ich frage mich, ob daher der Name der Feuerroute entstammt.
Aber wie Eingangs schon erwähnt, ist mit dem empfohlenen Einlaufen von Wanderschuhen nicht der 33 Kilometermarsch gemeint, wie ich nun schmerzhaft feststellen darf. Das Ende der Feuerroute markiert ein unspektakulärer Wanderparkplatz in der Nähe des Broichhofs. Hier sind wir schon sehr nah am Rhein sowie dem Siebengebirge und haben nochmals eine schöne Aussicht auf dasselbige.
Von hier aus – man kann es nicht anders nennen – schleppen wir uns den letzten Kilometer zur Bushaltestelle in Bonn/Mehlem und freuen uns tierisch, unsere müden Glieder auf die Sitze in Bus und Bahn sacken zu lassen.
Und da ist es. Das Gefühl der Zufriedenheit, das sich einstellt, wenn man 33 Kilometer am Stück gelaufen ist! Auch wenn sich einige Abschnitte aufgrund langer Asphaltwege etwas gezogen haben, war es eine schöne Wanderung mit Simone vom OutZeit Passau Blog!
Infos zum Naturpark Rheinland und der Feuerroute
Naturpark Rheinland
Der Naturpark Rheinland befindet sich südwestlich zwischen den beiden Städten Köln und Bonn und wurde 1959 gegründet. Er erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 1.045 Quadratkilometer und bietet Wanderern ein breites Netz an Wegen durch das relativ flache Gebiet.
Feuerroute
Auf einer Streckenlänge von 33 Kilometern verbindet die Feuerroute die Stadt Rheinbach und die Gemeinde Wachtberg miteinander. Die dortige Landschaft ist stark durch die vulkanischen Aktivitäten vor vielen hundertausenden von Jahren geprägt und gibt der Feuerroute dadurch auch ihren Namen.
Das Wegzeichen ist daher auch eine kleine rote Flamme auf weißem Grund. Der Startpunkt ist der Himmeroder Hof in Rheinbach und Endepunkt der Rodderberg in direkter Nähe des Rheins.
Hier findest Du die Streckenführung und den GPS-Track der Feuerroute:
Strecke und Orientierung
Die ersten Kilometer werden auf Forstwegen im Wald und kleinen Pfaden zurück gelegt. Anschließend folgen viele Kilometer auf Asphalt oder Schotterwegen durch zahlreiche Obstplantagen. An manchen Stellen führt der Weg für ein kurzes Stück an befahrenen Straßen entlang. Gerade auf der letzten Hälfte überwiegt der Asphalt doch schon sehr. Das fand ich jetzt nicht sonderlich schön, da in meinen Augen so nicht wirklich von einem Wanderweg gesprochen werden kann.
Auch die Streckenführung ist teilweise etwas obstrus. Wie schon oben erwähnt, wird man in einigen Dörfer über nicht nachvollziehbare Umwege geleitet, die leider keinen großen landschaftlichen oder kulturellen Mehrwert zu bieten haben.
Die Orientierung auf der Feuerroute im Naturpark Rheinland war eigentlich die meiste Zeit kein Problem, obwohl das kleine Feuersymbol auf den Bäumen und Straßenschildern nicht immer sofort zu erkennen war.
Anreise
Die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmittel erfolgt in den meisten Fällen über den Bonner HBF, falls man aus nördlicher Richtung anreist. Vom Bahnhof in Rheinbach ist der Startpunkt schnell zu erreichen.
Vom Endpunkt am Rodderberg sind es noch circa 2 Kilometer bis zu einer Bushaltestelle in Bonn Mehlem, von welcher man problemlos zum Bahnhof in Mehlem gelangt.
Die 33 Kilometer werden die wenigsten an einem Stück laufen. Jedoch habe ich bei der vorausgehenden Recherche über die Route nichts darüber gefunden, in welche sinnvolle Etappenlänge sie eingeteilt werden kann. Meiner Meinung nach wäre ein Aufteilung in 2 Tagesetappen am günstigsten.
Als Übernachtungsort bietet sich das Dorf Villip an, da dort ungefähr der erste Teil der Strecke geschafft ist. Ein paar Pensionen habe ich dort auch nach kurzer Google-Suche gefunden:
Bildergalerie
Fazit zur Feuerroute und dem Naturpark Rheinland
Die Wanderung hat sich in meinen Augen auf jedenfall gelohnt und es tat sehr gut den Kopf noch einmal frei zu bekommen. Aber einschränkungslos empfehlen kann ich die Feuerroute leider nicht. Dafür gibt es zuviele Streckenabschnitte die einfach über Asphalt oder durch Dörfer führen. Das Naturerlebenis ist dadurch nicht so intensiv wie ich es mir gewünscht hätte. Auch ein richtiger Aussichtspunkt hat gefehlt.
Dennoch hat man an einigen Stellen eine gute Sicht auf die Gipfel des Siebengebirges. Dort sind die Wanderwege auch deutlich abwechslungsreicher und es können auch einige Höhenmeter gemacht werden!
Alternativ lohnt sich ein Wanderung im angrenzenden Siebengebirge, wo ein Großteil der Wanderwege über angenehmen Waldboden führt und somit deutlich attraktiver ist. Die Aussichten auf den Gipfel reichen teilweise bis weit in die Eifel hinein. Wir waren häufig im Sommer im Siebengebirge wandern sowie im Winter.
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