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9 Tipps für noch schönere Bergfotos bei der nächsten Tour
Einige der schönsten Kulissen zum fotografieren finden sich in den Hochgebirgen dieser Welt. Doch hohe Berge allein reichen nicht unbedingt für einmalige Bergfotos. Auch wenn sich das Motiv noch so eindrucksvoll präsentiert.
Wenn man aber ein paar wenige Grundregeln zu Komposition und Bildaufbau beachtet und dann noch die richtige Tageszeit erwischt, lassen sich in den Bergen wirklich tolle Bilder schießen.
Über die Jahre habe ich viele Fachzeitschriften gewälzt, mir Webinare und unzählige YouTube-Videos angeschaut, um mich in meinem Hobby weiterzubilden. Über die Zeit haben sich daraus einige Tipps und Tricks heraus kristallisiert, die mir bei meinen Fotos in den Bergen wirklich geholfen haben.
Daher zeige ich dir heute 9 Tipps, mit denen Deine Bergfotos auf der nächsten Tour noch interessanter und schicker werden!
Ich nutzte seid einigen Jahren eine Sony A6000, nachdem ich eine leichtere Alternative für meine Spiegelreflexkamera gesucht habe.
9 Tipps für Bergfotos
1. Beachte auch bei Bergfotos die drittel Regel
Die Drittel-Regel ist eine der grundlegendsten und ältesten Kompositionsmittel der Fotografie, um ein Bild für den Betrachter interessanter zu gestalten. Dabei wird das Foto horizontal und vertikal in gleichgroße Drittel aufgeteilt (siehe Fotos).
Nun werden die interessantesten oder wichtigsten Bildelemente an einem der Schnittpunkte dieser Linien platziert und somit aus der Mitte gerückt. Welchen Schnittpunkt oder welche Drittellinie Du nun für dein(e) Bildelement(e) verwendest ist nicht so entscheidend. Alleine schon die Tatsache, dass das Hauptmotiv nicht mittig im Bild platziert wurde, macht das Foto attraktiver.
Hätte ich bei dem folgenden Bild das Refugio Piscardú zentral im Bild fotografiert, wäre einiges von der Bildwirkung verschwunden und das Foto sehr viel langweiliger geworden. So ist noch ein Großteil des Sella-Felsmassivs zu sehen, was die Proportionen der Hütte zum Gebirge in ein gutes Verhältnis setzt. Bei Bergfotos finde ich es auch schöner, wenn die Silhouette des Bergmassivs nicht auf der Bildmitte sondern etwas höher Richtung Bildrand, auf der oberen Drittellinie sitzt.
Für den Horizont gilt das gleiche. Platziere ich ihn genau auf der Hälfte des Bildes, wirkt das Foto langweilig und macht den Eindruck eines schnell geschossenen Schnappschusses. Zusätzlichen wären dann Himmel und Erde gleich stark betont und für den Betrachter ist nicht zu erkennen, was nun der wichtigere Bildteil des Fotos ist.
Setzt ich den Horizont aber auf die obere horizontale Drittellinie (wie auf dem folgenden Foto), dann gewichte ich den Erdteil stärker. Anders herum ist das natürlich auch möglich. Zusätzlich habe ich noch meine Freundin und die Sonne auf die vertikalen Drittellinien ausgerichtet, um diese beiden Bildbestandteile stärker zu betonen.
Generell kann man sagen, dass Fotos, die sich an der Drittel-Regel orientieren, auf den Betrachter spannender, abwechslungsreicher und interessanter wirken. Bei den meisten Kameras, kann man sich auch ein Drittelraster direkt im Sucher bzw. auf dem Display als Hilfe anzeigen lassen. Auf dem späteren Foto ist davon dann natürlich nichts mehr zu sehen.
Bergfotos Bildergalerie
2. Nutze führende Linien
Diagonale Linien führen den Betrachter in das Bild hinein und können den Weg zum wichtigsten Bildelement leiten. Bei Bergfotos bieten sich als führende Linien Zäune oder Wanderwege besonders gut an, aber der Kreativität sind da natürlich keine Grenzen gesetzt!
Interessant ist es auch, wenn die Zäune oder Wanderwege in einer der unteren Bildecken beginnen. In den westlichen Ländern bietet es sich zudem an, die führenden Linien von der linken Bildecke beginnen zu lassen, da unsere Leserichtung von links nach rechts verläuft. Unsere Augen sind daher darauf trainiert, bei der Betrachtung eines Fotos auf der linken Seite zu starten.
Durch führende Linien gibst Du quasi vor, wie der Blick des Betrachters verlaufen soll und wo dieser schlussendlich ankommt.
3. Spiel mit der Schärfentiefe
Üblicherweise sollen die Bergfotos am besten von vorne bis hinten knackscharf sein. Ist der Vorder-, Mittel-, und Hintergrund gleichmässig scharf, dann spricht man von einer großen Schärfentiefe, wie auf dem folgenden Bild zu erkennen.
Benutzt Du eine Kamera bei der die Blende manuell eingestellt werden kann, dann wähle eine kleine Blendenöffnung und eine hohe Blendenzahl (ab Blende 11 aufwärts), um das gesamte Bild scharf zu bekommen. Hast Du eine Kompaktkamera, bei welcher Du keine manuelle Einstellung der Blende vornehmen kannst, dann wähle im Szenen-Modus “Landschaft” aus. In diesem Automatik-Modus stellt die Kamera automatisch eine hohe Blendenzahl ein, um den gleichen Effekt einer hohen Schärfentiefe zu erreichen.
Manchmal möchte man das aber genau nicht haben. Wenn Du zum Beispiel nur ein bestimmtes Bildelement scharf darstellen möchtest, die restlichen Bildbereiche aber unscharf sein sollen, dann brauchst Du eine geringe Schärfentiefe. Um das zu erreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Zum einen gibt es die Möglichkeit, so Nah wie möglich an dein Motiv heran zugehen. Einige Kameras bieten zusätzlich die Einstellung eines Makro-Modus an, wodurch Du noch näher mit dem Objektiv an dein Motiv rücken kannst. Wenn Du jetzt darauf fokussierst, verschwimmt der Hintergrund schon etwas in Unschärfe.
Um diesen Effekt noch deutlich zu verstärken, kannst Du die Blende weiter öffnen, wodurch die Blendenzahl und die Schärfentiefe sinkt. Je niedriger die Blendenzahl, desto unschärfer wird der Bildhintergrund. Bei Kompaktkameras gibt es häufig Szenenprogramme, die einen ähnlichen Effekt bewirken.
Falls Du aber sehr starke Unschärfeneffekte erreichen möchtest, kommt man um den Einsatz einer professionellen Kamera und eines gleichwertigen Objektivs nicht mehr herum. Dieses sollte sehr Lichtstark (Blende 1.8 und abwärts) sein, um durch die große Blendenöffnung eine sehr geringe Schärfentiefe zu ermöglichen. Diese wird durch dein Einsatz einer Kamera mit Vollformatsensor* noch verstärkt.
4. Fotografiere in RAW und entwickle selbst
Von Haus aus sind die meisten Kameras so eingestellt, dass die Bilder im bekannten JPEG-Format gespeichert werden. Dieses spart zwar Speicherplatz auf der SD-Karte, eignet sich aber nicht besonders gut für die spätere digitale Nachbearbeitung der Fotos, da viele Bild- und Helligkeitsinformationen beim Speichervorgang des Fotos entfernt werden.
Fotografierst Du im RAW-Format, dann bleiben all diese Informationen erhalten und ermöglichen somit ein sehr viel großeres Potential bei der Nachbearbeitung. Ist ein RAW-Foto überbelichtete, oder unterbelichtet, hat einen falschen Weißabgleich, ist verrauscht oder hat zu wenig Schärfe, kann man es problemlos nachher am PC korrigieren. Das ist mit JPEG nur sehr begrenzt möglich. Als Folge wächst natürlich auch der Speicherbedarf eines RAW-Fotos. Im Schnitt sind das circa 20 MB pro Foto.
Das unten dargestellten RAW-Foto ist zwar von der Belichtung her in Ordnung, jedoch wirkt das Bild sehr Kontrast- und Sättigungsarm. Obwohl die Stimmung, als ich das Foto am Nachmittag geschossen habe, wirklich toll war, kommt diese auf dem Bild, welches so aus der Kamera kommt, nicht wirklich rüber.
Nach der Bearbeitung in dem RAW-Converter Adobe Lightroom* sieht das Ganze jedoch schon anders aus. Der Vordergrund ist etwas aufgehellt worden, alle Bildbereiche haben deutlich mehr Struktur bekommen, die Lichtstimmung passt nun zu dem gesehenen Moment und das Bild hat deutlich mehr Kontrast und Sättigung, wodurch der Himmel im Hintergrund und die grünen Wiesen besser zur Geltung kommen.
Ich persönlich fotografiere seid einigen Jahren schon im RAW-Format und bin jedes Mal super glücklich über die Möglichkeiten bei der Nachbearbeitung. Wenn Du das maximale aus deinen Bildern herausholen möchtest und dich gerne mit Nachbearbeitung von Fotos beschäftigst, dann schieß in RAW!
Leider haben nicht alle Kompaktkameras die Möglichkeit die Fotos im RAW-Format zu speichern. Solltest Du aber vor dem Kauf einer neuen Kamera stehen, kann ich Dir nur empfehlen ein Exemplar zu erwerben, welches diese Möglichkeit hat. Selbst wenn Du am Anfang lieber noch im JPEG Format fotografierst, vielleicht reizt es Dich ja später einmal noch mehr aus deinen Bilder heraus zu holen.
Sollte Dir das professionelle Programm Adobe Lightroom* zu teuer sein, gibt es noch andere Software mit welche Du deine RAW-Bilder entwickeln kannst! Hier findest Du einen Vergleich der unterschiedlichen Programme bei ColorFoto.de.
Anmerkung: Alle in diesem Artikel gezeigten Fotos wurden in RAW geschossen und anschließend in Lightroom nachbearbeitet.
5. Es gibt kein schlechtes Wetter für Bergfotos
Nicht nur bei strahlend blauen Himmel und bestem Wanderwetter lohnt es sich die Kamera zu zücken. Mir macht es zwar auch mehr Spaß bei Postkarten Wetter zu fotografieren, aber das heißt nicht, dass die Kamera an bewölkten, regnerischen oder stürmischen Tagen zuhause bleiben muss. Im Gegenteil.
Denn besonders die interessanten Wolkenformationen, welche sich um die Bergmassive ranken oder in endlose Höhen auftürmen, können sehr interessante Motive sein.
Und wenn man Glück hat, dann traut sich die Sonne doch noch aus ihrem Versteck hervor und man kann sich über die meist ganz besondere Lichtstimmung freuen!
6. Nutze die goldene Stunde
Die Stunde nach dem Sonnenaufgang und vor dem Sonnenuntergang wird die goldene Stunde genannt. In dieser Zeit steht die Sonne schon sehr tief und taucht die Landschaft in satte Rot- und Orangetöne. Das gibt besonders den Bergfotos einen besonderen Charme.
Sind viele verschiedene Bergketten oder Gipfel hintereinander zu erkennen, dann setzten sie sich durch unterschiedliche Helligkeiten voneinander ab. Das erzeugt einen sehr schönen vielschichtigen Eindruck, da die Berge als einzelne Ebenen zu erkennen sind. Hängen dann noch einige Wolken vor und über den Gipfel, erzeugt dieser Moment eine unglaublich interessante und reizvolle Stimmung.
In so einem Fall sollte man seine Kamera gut kennen und benutzten können, um sofort die richtigen Einstellung parat zu haben. Denn diese Stimmung ist meist nur von kurzer Dauer.
7. Bildaufbau: Vorder-, Mittel-, Hintergrund
Interessante Bilder sind vielschichtig und erzeugen somit als 2 dimensionale Medien einen räumlichen Eindruck. Und um diese Vielschichtigkeit zu erreichen, ist es hilfreich in den Bildern einen Vorder-, Mittel- und Hintergrund zu haben. Auch so werden deine Bilder interessanter und heben sich von der Masse ab.
In dem folgenden Bild ist die Person die in die Ferne schaut der Vordergrund, die dunklen Bergketten stellen den Mittelgrund dar und die bläulich gefärbten Berge der piemontesischen Alpen sowie die aufgehende Sonne markieren den Bildhintergrund.
8. Nicht nur Weitwinkel nutzen
Wenn man in den Bergen unterwegs ist und die Sonne vom blauen Himmel strahlt, dann möchte man am liebsten die Kamera permanent in der Weitwinkel-Einstellung lassen, um möglichst viel von der wunderbaren Landschaft auf ein Foto bannen zu können.
Das mag für viele Motive auch durchaus nicht verkehrt sein, aber ab und zu hilft es dem Bildaufbau und dessen Wirkung sehr, wenn man den Bildausschnitt durch heranzoomen etwas verkleinert. So wird der Betrachter gezielter auf einen bestimmten Bereich der Landschaft gelenkt, den Du für besonders eindrucksvoll hältst.
Der majestätische Charakter des Gebirges muss durch den kleineren Bildausschnitt trotzdem nicht darunter leiden, wie auf dem folgenden Foto aus den Dolomiten zu sehen ist.
9. Flaue Farben? Mach’s schwarz/weiß!
In das unten dargestellt Bild war es selbst mit der RAW-Entwicklung wirklich schwierig eine schöne Stimmung und lebendige Farbe zu bekommen. Bei solch diesigem und regnerischen Wetter in den Bergen kann es manchmal nicht ganz einfach sein, tolle Bilder zu machen. Alles scheint zu einer grauen Masse zu verkommen.
In so einen Fall kann es dann sehr hilfreich sein, dass Bild einfach in Schwarz/Weiß darzustellen. Wenn schon nichts mehr aus den Farben (die in diesem Bild sowieso kaum vorhanden sind) herauszuholen ist, dann kann man sie auch einfach ganz weglassen.
Eine Umwandlung in ein Schwarz/Weiß Bild ist in fast allen Bildbearbeitungsprogrammen möglich. Anschließend habe ich den Kontrast noch relativ stark erhöht, die Belichtung etwas reduziert, aber die Weißtöne gleichzeitig angehoben. Das Ergebnis sieht in meinen Augen schon deutlich besser aus als das Original und hat zusätzlich einen etwas dramatischen Charakter bekommen.
Hast Du auch ein paar Tipps für klasse Fotos in den Bergen? Dann ab in die Kommentare damit!
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