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Im Jura Wandern – Unterwegs auf dem Chemin du Bio im Drei Seen Land
Im Jura Wandern – Unterwegs im Drei Seen Land
Es ist einfach perfektes Timing! Als ich am Morgen in Porrentruy aufwache und die Vorhänge von den kleinen Dachgeschossfenstern beiseite schiebe, muss ich augenblicklich blinzeln. Mir scheint etwas ins Gesicht, dass sich bei unseren vergangenen Mehrtageswanderungen nur sehr selten hervorgetraut hat.
Die Sonne!
Und das sogar schon am Morgen des ersten Wandertages. Ein seltenes Glück. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Sonnenschein, werden die Wanderschuhe um die behirschtalgten Füße geschnürt und das schicke Hotel Terminus in Porrentury in Richtung Courgenay verlassen.
Die Bio-Wanderwege
Courgenay ist der Start- und Endpunkt unserer 3-tägigen Tour, auf der wir durch das Schweizer Jura wandern werden. Diesmal geht es jedoch nicht von Hütte zu Hütte, und auch das Zelt ist zuhause geblieben. Denn im Jura wandern wir im Drei Seen Land auf einem der “Chemin du Bio“, also einem der Biowege. Die heißen so, weil sie die Wanderer an Bio-Bauernhöfen entlangführen, auf denen übernachtet und/oder gegessen wird.
Der Weg auf dem wir uns die nächsten 3 Tage lang bewegen werden, nennt sich “Chemin des Étoiles“, was soviel wie der Sternenweg in Deutsch übersetzt heißt. Auf diesem Wanderweg, welcher uns auch über einen schönen Höhenzug im Jura wandern lassen wird, soll man die Sterne wohl ganz besonders gut beobachten können.
65km weit werden wir auf ihm – dem Chemin des Étoiles – wandern, wobei sich die zurückzulegenden Höhenmeter mit durchschnittlich 400 – 700 Metern aber in Grenzen halten.
Im Jura wandern – Infos zum Sternenweg
Der Chemin des Étoiles ist einer der 20 verschiedenen Biowege im Jura & Drei Seen Land. Er führt dich in 3 Tagen 65km weit und zu 5 verschiedenen Bio-Bauernhöfen. Der erste Tage bewegt sich hauptsächlich in der Ebene, der zweite führt in mittleren Höhen durch naturbelassene Wälder und weite Felder und am dritten Tag wanderst Du auf einem Höhenzug mit fantastischen Aussichten auf Schwarzwald, Vogesen, Freiberge und die höchsten Gipfel der Berner Alpen.
Besonders auf diesem Abschnitt merkt man, dass der Wanderweg, beziehungsweise seine Markierung noch in den Kinderschuhen steckt. Die wegweisenden Elemente beschränken sich am Anfang des dritten Tages auf gelbe Bändchen, die in Abständen von mehreren hundert Metern an umliegende Bäume gebunden wurden. Mehrmals müssen wir einhalten und nach dem nächsten Fähnchen Ausschau halten. Ein Glück das Bauer Markus uns am Morgen die Wegführung noch einmal genauer erklärt hat.
Eindrucksvolle Aussichten und Naturerlebnisse
Was im ersten Moment eher negativ klingt, ist eine der großen Stärken dieses Weges. Denn die Natur ist dadurch in einigen Teilen noch relativ wild und unberührt, und ermöglicht somit ein Wandererlebnis, das ich nur von deutlich entlegeneren Plätzen kenne. Gerade auf dieser Letzten der drei Etappen wandern wir viele Stunden teils querfeldein und über leere Waldpfade ohne einem anderen Wanderer zu begegnen.
Nach der ersten Stunde öffnet sich der Wald und führt uns auf eine große Lichtung, in deren Mitte ein kleiner Aussichtsturm steht. Trotz seiner recht geringen Höhe von nur circa 7 Metern, ermöglicht er die Aussicht auf ein fantastisches Panorama. Im Süden bekommen wir an diesem wolkenlosen Tag die schneebedeckten und höchsten Gipfel der Berner Alpen zu Gesicht. Jungfrau, Mönch und Eiger stehen äußerst imposant am Horizont.
Davor sind die sanften Hügel der jurassischen Freiberge auszumachen und in Richtung Norden und Osten präsentieren sich die Vogesen und selbst die höchsten Gipfel des Schwarzwaldes. Ich könnte einfach stundenlang hier stehen und die Aussicht genießen. Aber dann hätten wir den erstklassigen Schafskäse auf der Bergerie des etolés verpasst. Und das wäre wirklich schade gewesen.
Denn was diese Aussicht für die Augen, dass ist dieser Schafskäse für den Gaumen: Ein Genuß.
Im Jura wandern – Konzept der Bio-Wege
Auf den “Chemin du bio” im Jura & Drei Seen Land sollen die Wanderer die nachhaltige Landwirtschaft und den sanften Tourismus kennenlernen. Ich bin der Meinung das sich das mit dem Wandern ziemlich gut vereinbaren lässt. Denn statt Motoryacht, Dünenbuggy oder Flugzeug, nimmst Du beim Wandern die Kraft zur Fortbewegung aus deinen Beinen und schleuderst so deutlich weniger CO2 in die Luft.
Da man nachts auf Biohöfen übernachtet, ist die Wanderung einer Hüttentour nachempfunden, wobei ich diese Wanderung aber als deutlich lehrreicher als sonst empfunden habe. Denn was die Bauern einem über die Herausforderungen und Vorteile der Bio-Landwirtschaft erzählt haben, rückt die Lebensmittel die wir täglich konsumieren für mich in ein gänzlich anderes Licht. Denn dadurch, dass der Einsatz von jeglichen Pflanzenschutzmittel untersagt ist, müssen die Felder mehrmals von Hand vom unliebsamen Unkraut befreit werden.
Auch der selbstgemachte Ziegenkäse wird jeden Tag von Hand gewaschen und später, mehr als 100km entfernt, in Basel verkauft. Und trotz Markt müssen die Schafe und Kühe jeden Tag 2 Mal gemolken, das Gras gemäht, getrocknet und im Stall gelagert und das Gemüse je nach Saison geerntet werden. Es steckt also wirklich viel harte Arbeit in unseren täglichen Lebensmitteln.
Wusstest Du, dass ein Schaf nur maximal 1 Liter, eine Kuh aber gleich 20 – 40 Liter Milch pro Tag gibt?
Auf jedem Hof haben wir nicht immer das Gleiche gesehen, sondern die Spezialitäten der jeweiligen Bauern und ihrer Region kennengelernt. Im folgenden findest Du eine Liste der 5 Bio-Bauern die wir besucht haben und ihrer jeweiligen Spezialitäten:
Der junge Bauer Jeoffrey produziert auf dem Hof Le Pecal hauptsächlich Bio-Milch für den bekannten Gruyère Käse.
Le Bergerie ist zwar hauptsächlich auf die Gästebewirtung ausgerichtet, aber Bauer Rolf besitzt viele Kirschbäume, Wälder, Getreidefelder und eine kleine Gemüse-Plantage. Er hat mit uns nach dem Abendessen noch eine sehr interessante Fahrradtour durch seine naturbelassenen Wälder gemacht!
Hier wird gerade mit dem Anbau von Bio-Gerste für das Bier brauen begonnen. Valentin hat mir zugesichert, auch ein paar Flaschen nach Köln zu schicken, wenn das Bier fertig ist. Prost!
Ein Bauernhof wie im Bilderbuch! Fantastische Milch und leckerer Käse von glücklichen Kühen, viel Gemüse, kleine Ziegen und hungrige Schweine. Beim Frühstück gab es nur Selbstgemachtes. Ein Genuß! Außerdem hat Bäuerin Eva uns dieses fantastische Picknick mitgeben:
30 Schafe geben hier die (wenige) Milch, die Benedikt und Vanessa zur Herstellung ihres Schafskäse benötigen. Er züchtet außerdem 1kg große Tomaten und hat mit seinem Käse den 2.ten Platz in einem schweizweiten Wettbewerb gewonnen. Läuft!
Etappen des Sternenweges
1. Courgenay – Mormot (La Bergerie): 21,5km
reine Wanderzeit ~ 5 -6 Stunden
Aufstieg: 455m
Abstieg: 409m
2. Mormot – La Vaux: 22km
reine Wanderzeit ~ 6 Stunden
Aufstieg: 606m
Abstieg: 444m
3. La Vaux – Courgenay: 20,5km
reine Wanderzeit ~ 5 – 6 Stunden
Aufstieg: 544m
Abstieg: 756m
Karte der Wanderung
Anreise ins Jura
Mit der Bahn fährt man aus Deutschland am besten über Basel SBB. Von dort gibt es stündlich einen Zug (S3) nach Porrentruy oder Courgenay. Mit dem Auto ist es auch kein Problem, da es am BHF in Courgenay einen Parkplatz für Dauerparker gibt (15CHF für 3 volle Tage). Falls Du mit dem Auto anreist, musst Du jedoch die Kosten für die Autobahnmaut in Frankreich (2,80€ je Hin- und Rückfahrt) einrechnen. Eine Vignette für die Schweiz brauchst bei einer Anreise über Boncourt (FR) nicht. Bis nach Porrentruy sind die Straßen nicht vignettenpflichtig.
Wanderführer für den Chemin des Étoiles
Wenn Du dich für einen der Biowege entscheidest, dann bekommst Du mit dem “RandoGuide” einen kleinen Wanderführer und Kartenmaterial zur Verfügung gestellt. Ich habe mir aber vorher noch eine digitale Karte der Region offline auf meinem Smartphone gespeichert. So konnte ich mit meiner GPS-App immer mal wieder kontrollieren, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin.
Denn da die Biowege noch recht neu sind, sind einige Passagen nicht immer eindeutig markiert. Besonders auf der 3.ten Etappe wären ein paar mehr Hinweise schön gewesen. Aber es schadet ja auch nicht ab und zu seine Augen und den Verstand zur Wegfindung zu benutzen ;)
Bildergalerie des Sternenweges
Video unserer Wanderung
Ich habe auch ein paar Clips gedreht, die ich wieder zu ein paar Minuten bewegter Eindrücke dieser Wanderung zusammengestellt haben. Nun ist das Video fertig und Du kannst es Dir hier ansehen:
Fazit zur Wanderung im Jura & Drei Seen Land
Mein erster Besuch ins Schweizer Jura & Drei Seen Land hat mir ausgesprochen gut gefallen und besonders aufgrund der Biohöfe einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Wanderung auf dem Chemin des Étoiles, bzw. dem Sternenweg war besonders am letzten Tag mehr als aussichtsreich. Aber das Erleben der Arbeits- und Nachhaltigkeitsphilosophien, sowie die transparenten Einblicke in die Organisation auf den Bauernhöfen war das eigentliche Highlight für mich.
Die Kombination der beiden Bereiche “Wandern” und “Bauernhof” ist durchaus interessant und sicherlich für viele Wanderer ebenfalls von Interesse. Einzig an der Routenführung und Beschilderung unseres Wanderweges gibt es noch etwas Optimierungsbedarf. Jedoch wirst Du dich mithilfe der Karte und etwas Orientierungssinn bestimmt trotzdem gut zurecht finden. Die leeren Wanderwege, die teils abgeschiedene Natur und die weiten Ausblicke entschädigen dafür allemal!
Warst Du schon einmal im Jura & Drei Seen Land wandern?
Oder hast während einer Wanderung auf einem Bauernhof übernachtet?
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Anmerkung*: Das Jura & Drei-Seen-Land hat mich zu dieser Wanderung eingeladen. Dies hat in keiner Weise diesen Artikel beim Schreiben beeinflusst.