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Die Habicht Besteigung – Eine leichte Hochtour auf den 3.277m hohen Gipfel
Letztes Jahr im September 2014 habe ich, im Zuge unserer Fernwanderung über den Traumpfad München Venedig, das erste Mal einen 3.000er zu Fuß bestiegen. Namentlich war es der Gipfel des 3.150 m hohen Piz Boé auf dem die Schutzhütte Capanna Fassa errichtet worden ist. Es war ein tierisch gutes Gefühl nach 4:30 Stunden Berg-Wanderung vom 2121 m hoch gelegenen Grödnertal auf dem mehr als 1.000 Höhenmeter erhabeneren Gipfel anzukommen und die tolle (und verdiente) Aussicht auf die Bergwelt und die Marmolada zu erleben.
Ich muss aber zugeben – technisch anspruchsvoll war die Besteigung des Piz Boé nicht. Es galt zwar die 1.000 Höhenmeter Aufstieg zu bewältigen, aber die Kletterpassagen am Anfang der Strecke vor dem Refugio Piscardú und gegen Ende vor dem eigentlichen Gipfel sind meiner Auffassung nach, nicht besonders herausfordernd. Das soll jetzt nicht heißen, dass der Aufstieg keinen Spaß gemacht hätte, aber die anspruchsvollere Besteigung des 3.277m hohen Habicht während unserer Wanderung über den Stubaier Höhenweg, hat mich dann doch sehr gereizt!
Glücklicherweise war am betreffenden Tag das Wetter hervorragend und die Habicht Besteigung von dieser Seite aus durchaus möglich.
Habicht Besteigung – Allgemeine Infos
Wie schon erwähnt ragt der Gipfel des Habicht 3.277 m in den Himmel empor und galt früher wegen seiner markanten Form als der höchste Berg Tirols. Nach genaueren Vermessungen wurde dies jedoch schnell wiederlegt. Der Zustieg über den Normalweg von der Innsbruckerhütte führt über die Südostflanke und ist mit UIAA I bewertet und hat einige versicherte Passagen. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und einige Alpine Erfahrung sind also unerlässlich.
Mit dem Aufstieg von Neustift durch das Pinnistal über die Innsbrucker Hütte nimmt die leichte Hochtour 2 Tage bis zum Gipfelkreuz in Anspruch. Die Übernachtung auf der Hütte bietet sich dabei logischerweise an. Der 2.300 Höhenmeter lange Abstieg nach Neder bzw. Neustift kann je nach Kondition und körperlicher Verfassung auf dem gleichen Weg auch an einem Tag angetreten werden. Wir hatten dazu keine Lust und haben uns noch eine entspannte 2.te Übernachtung auf der Innsbrucker Hütte gegönnt.
Habicht Besteigung – Unser Aufstieg
Wir starten morgens früh um 7:30 Uhr von der Innsbrucker Hütte bei besten Wetter, sind aber längst nicht die Ersten die sich auf dem Weg zum Gipfel machen. Es ist Samstag und an schönen Wochenendtagen kann es schon recht voll werden auf dieser Route über die Südostflanke.
Der Weg startet direkt hinter der Hütte und steig anfangs mässig steil an und wir wandern noch durch recht einfaches Gelände und über mittelschwere Bergwege in Richtung des imposant auftürmenden Bergmassivs. Nach einiger Zeit wird der Weg etwas blockig und der Einsatz der Trekkingstöcke macht ab da nun nicht mehr sonderlich viel Sinn. Also verstauen wir die Stöcke am Rucksack und haben anschließend die Hände frei für die kommenden Kletterpassagen.
Es wartet die erste Kletterpassage auf uns und plötzlich hat man das Gefühl, halb Tirol befindet sich gerade in dieser Wand und ist auf dem Weg zum Habicht-Gipfel. Schnelle Bergläufer machen von hinten Druck und versuchen sich an den unmöglichsten Stellen an uns vorbei zu zwängen und nehmen dabei genauso wenig Rücksicht auf die Kinder, die gerade von ihrem Vater an das Drahtseil angesichert werden. Ich kann also eher dazu raten, falls es möglich ist, an einem schönen Wochentag den Habicht in Angriff zu nehmen. Denn sonst kann es passieren, dass der Bergläuferstrom Dich in Angriff nimmt…
Wir wartet also an einer kleinen Aussparung etwas ab, bis die Ungeduldigen ihres Weges gehetzt sind und setzen dann unseren Aufstieg entspannter fort. In meinen Augen gibt es am Berg nichts nervigeres, als den hechelnden Atem irgendeines Verfolgers dicht im Nacken zu haben und sich dann dadurch selbst unter Druck setzen zu lassen.
Die erste Kletterpassage endet mit der Querung eines schrägen, leicht ausgesetzten Grates und mündet in einem schmalen Pfad der über lockeres Geröll und Blockwerk weiter bergauf führt. Auch hier ist der Einsatz der Hände oft erforderlich und es gilt einige größere Stufen zu überwinden. Von hier oben hat man schon eine fantastische Aussicht auf das Pinnistal und die Tribulaune über dem Gschnitztal.
Nach circa 30 Minuten erreichen wir den ersten Vorgipfel und können einen ersten Blick auf den Gipfel und das Gipfelkreuz des Habicht erhaschen. Rechts von uns sehen wir ein größeres Altschneefeld, welches neben dem markierten Normalweg über Blockwerk bei entsprechender Technik und Ausrüstung auch gequert werden kann. Wir entscheiden uns für den Normalweg und steigen über große Steinblöcke weiter auf.
Von hier ist unser restlicher Weg sehr gut zu erkennen. Das große Schnellfeld im oben Bild umgehen wir auf der rechten Seite und steigen auf dem breiten Grad im oberen rechten Bildteil in knapp 45 Minuten bis zum Gipfel des Habicht auf. Kurz vor dem höchsten Punkt gibt es nochmal eine versicherte Passage, an der es bei Hochbetrieb nochmal eng werden kann.
Oben angekommen genießen wir die geniale Aussicht auf die umliegende Bergwelt! An wolkenlosen Tagen soll man bis in die Dolomiten blicken und selbst die Marmolada erkennen können. Nach einer ausgiebigen Brotzeit und der Eintragung ins Gipfelbuch, widmen wir uns dem Absteig, der über die gleiche Route wie der Aufstieg erfolgt.
Trotz der vielen anderen Aufsteiger an diesem Tag war es wirkliche eine gelungene Besteigung, die sich allemal gelohnt hat, denn so hoch stand ich zu Fuß noch nirgendwo!
Nach der Ankunft auf der Innsbrucker Hütte sind wir sehr froh heute nicht noch die 1.300 Höhenmeter bis nach Neustift absteigen zu müssen!